Apothekenhonorar

Apotheker weisen Arbeitgeber zurecht APOTHEKE ADHOC, 10.08.2012 12:11 Uhr

Berlin - 

Die Apotheker sind empört über die Positionierung der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) zur geplanten Anpassung des Apothekenhonorars. Der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands (DAV), Fritz Becker, bezeichnete die Ausführungen als „unsachlich, nicht nachvollziehbar und geprägt von großindustriellem Denken internationaler Konzerne“. Der Vorsitzende des Arbeitgeberverbands Deutscher Apotheken (ADA), Theo Hasse, warf Arbeitgeberpräsident Professor Dr. Dieter Hundt vor, keine Ahnung von Apotheken zu haben.

 

Der BDA hatte in einer „ersten Sprachregelung“ für die Stellungnahme an das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) auf den Anstieg bei der Menge und den Preisen verschreibungspflichtiger Arzneimittel hingewiesen. Der Arbeitgeberverband hatte zudem statt einer Honorarerhöhung eine Liberalisierung des Apothekenmarktes gefordert.

„Hier offenbart der BDA sein wahres Denken und seine Heuschrecken-Interessen“, so Becker. Die Apotheker beschäftigten als kleine mittelständische Unternehmen mehr als 140.000 Menschen. „Wir wollen keine Abhängigkeit von solchen Konzernen, wie sie der BDA vertritt“, so der DAV-Chef.

Auch die Berechnung des BDA kann Becker nicht nachvollziehen: „Unser Rohgewinn für die Abgabe eines Arzneimittels liegt heute auf dem exakt gleichen Niveau wie vor über acht Jahren.“ Betriebs- und Personalkosten hingegen seien deutlich gestiegen, so Becker. „Die Apotheker sind seit Jahren von jeglichem wirtschaftlichen Wachstum abgekoppelt und zusätzlich mehrfach mit finanziellen Sonderopfern durch die Politik belegt worden“, so der DAV-Chef.

 

 

Kritik bekommt der BDA auch von dem Arbeitgeberverband der Apotheker: „Dieser Vorstellung muss ich energisch entgegentreten, da sie offenbart, dass Ihrem Hause die wirtschaftlichen Hintergründe und Rahmenbedingungen einer Offizin-Apotheke vollkommen unbekannt sind“, schreibt der ADA-Vorsitzende Theo Hasse an Arbeitgeberpräsident Hundt.

Das Argument des BDA, die Apotheken hätten von zusätzlichen Packungen profitiert, findet Hasse ebenfalls unsachlich: Ein Mehr an Menge erfordere auch ein Mehr an Personal, so der Vorsitzende des Apothekerverbands Rheinland-Pfalz.

Dass die Krankenkassen durch die Honoraranpassung übermäßig belastet würden, lässt Hasse nicht gelten. Schließlich hätten die Kassen mit den Rabattverträgen 1,6 Milliarden Euro eingespart. Dies sei nur durch den erheblichen Personaleinsatz in der Apotheke möglich gewesen und verursache entsprechende Kosten. „Nicht zuletzt haben auch die 150.000 Beschäftigten einen Anspruch darauf, nicht von der allgemeinen Lohnentwicklung abgekoppelt zu werden“, so Hasse.