Bürokratiekosten

Apotheker sollen Petition unterstützen Isaac Bah, 15.02.2012 12:33 Uhr

Berlin - 

Mit einer Bundestagspetition will Dr. Tobias Neuhauser auf die zunehmenden Verwaltungs- und Bürokratiekosten für Ärzte, Apotheker und andere Akteure im Gesundheitswesen aufmerksam machen. Um in einer öffentlichen Sitzung vom Petitionsausschuss angehört zu werden, benötigt der Allgemeinmediziner aus dem baden-württembergischen Müllheim 50.000 Unterschriften. Jetzt hofft er auf die Unterstützung seiner Kollegen und der Apotheker.

 

An mangelndem Interesse dürfte Neuhausers Petition nicht scheitern, schließlich betrifft das Thema Bürokratie alle Leistungserbringer. Der Hausarzt fordert, die Verwaltungskosten der Krankenkassen transparent zu machen und nicht mehr auf die im Gesundheitswesen Beschäftigten abzuwälzen und damit zu verstecken. Um dieses Ziel zu erreichen, will er den Bundesrechnungshof mit der Kontrolle der Verwaltungs- und Bürokratiekosten der Krankenkassen beauftragen.

„Das Thema Bürokratie bewegt nicht nur Patientinnen und Patienten, sondern alle Bürger“, sagt Neuhauser. „Ich will den Fokus darauf lenken, dass im Gesundheitssystem enorme Verwaltungskosten entstehen. Das liegt an den Vorgaben der Krankenkassen, aber auch an der Politik.“

Stein des Anstoßes war für den Mediziner ein Artikel im Spiegel. Die Unternehmensberatung A.T. Kearney hatte Anfang des Jahres vorgerechnet, dass die Gesamtkosten für die Verwaltung nicht wie von den Krankenkassen behauptet bei 5,4 Prozent liegen, sondern bei 23 Prozent. In den Bürokratiekosten müssten nämlich auch die Ausgaben enthalten sein, die Ärzten, Apothekern, Pflegern oder Physiotherapeuten durch die Krankenkassen entstünden.

 

 

Kosten sind aber nicht Neuhausers einziges Problem: „Der zunehmende Verwaltungsaufwand gefährdet unser Arbeitsumfeld“, klagt der Arzt. „Dadurch habe ich weniger Zeit für meine Patienten. Auch die Apotheker haben beispielsweise weniger Zeit für Beratungsgespräche – das geht zu Lasten der Sicherheit der Bürger.“

Für seine aktuelle Petition wächst die Zahl der Unterstützer im Minutentakt. Mehr als 1000 Befürworter haben bislang im Internet unterzeichnet. Unterstützung erhält der niedergelassene Arzt zudem von der „Freien Ärzteschaft“, die eine Unterschriftenaktion gestartet hat. Außerdem ist Neuhauser auf den Landesapothekerverband Baden-Württemberg zugegangen und hofft dort auf weitere Unterstützung.

Eine Sprecherin bestätigte, dass sich der Verband mit der Thematik auseinandersetze. „Auch wir haben die Studie zur Kenntnis genommen und finden, dass darin Themen angesprochen werden, die auch Apotheker betreffen“, sagte die Sprecherin. Der Vorstand wolle aber erst noch prüfen, ob der Verband Neuhausers Petition aktiv unterstützen könne.

Um einen Mangel an Unterstützern sorgt sich der Mediziner nicht: Bereits 2010 hatte er eine Petition zum Stopp der Ambulanten Kodierrichtlinien für Ärzte eingereicht und am Ende 250.000 Unterschriften zusammengebracht. Einen ähnlichen Erfolg wünscht er sich auch für seinen aktuellen Antrag.