Substitution

Aut-idem: DAV bricht Verhandlungen ab Benjamin Rohrer, 25.07.2013 10:06 Uhr

Aus für aut-idem-Liste: Der DAV hat die Verhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband endgültig abgebrochen und will nun die Schiedsstelle anrufen. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Der Deutsche Apothekerverband (DAV) sieht in Sachen aut-idem-Liste keinen Ausweg mehr: Nach zwei erneuten Treffen mit dem GKV-Spitzenverband hat der Verband die Verhandlungen nun abgebrochen. Die Koalition hatte Kassen und Apotheker aufgefordert, bis zum 1. August eine Liste von Arzneimitteln zu erstellen, die von der Substitution ausgeschlossen werden sollen. Beide Parteien haben sich auf lediglich fünf Wirkstoffe einigen können – Schmerzmittel wollten die Kassen überhaupt nicht auf der Liste haben.

Der Streit um die Austauschpflicht geht auf eine Regelung aus der AMG-Novelle zurück. Die Regierung hatte festgelegt, dass Medikamente, bei denen „zur Gewährleistung der medizinischen Versorgung sachgerecht ist, dass Patienten regelhaft nur das vom Arzt verordnete Präparat erhalten“, nicht mehr ausgetauscht werden sollten. Der DAV hatte den Kassen eine Liste präsentiert, auf der unter anderem Antiepileptika, Betäubungsmittel und Gerinnungshemmer aufgeführt sind.

Vor drei Wochen hatte sich ein Scheitern der Verhandlungen abgezeichnet: Die Kassen hatten damals angeblich vier Wirkstoffe vorgeschlagen. In dieser Woche kam es doch noch einmal zu Gesprächen: Die Verhandlungspartner stritten nicht nur über die Wirkstoffe, sondern auch über Kriterien, nach denen die Liste regelmäßig automatisch erneuert werden kann.

Auch in dieser Woche blieben die Verhandlungen jedoch erfolglos. Dem Vernehmen nach bestehen die Kassen darauf, dass keine Morphine in die Liste aufgenommen werden. Beide Parteien sollen sich inzwischen auf fünf Wirkstoffe geeinigt haben, darunter Digitalis-Präparate und Eplilepsie-Mittel.

„Wir treten seit Wochen auf der Stelle“, so DAV-Chef Fritz Becker. Der DAV habe den GKV-Spitzenverband inzwischen darüber informiert, dass er die Schiedsstelle anrufen werde. Becker macht zudem klar: „Es ging uns in den Verhandlungen nur um den Patienten. Wir haben uns nicht wie beim Kassenabschlag mit den Kassen getroffen, um über Centbeträge zu verhandeln.“

Offiziell ist für diesen Fall auch die Schiedsstelle um Dr. Rainer Hess zuständig. Weder Hess noch seine beiden Stellvertreter sind aber Pharmazeuten. Anzunehmen ist daher, dass ein Gremium von Fachexperten gebildet wird, um eine Liste festzulegen.

Die Politik dürfte über das Scheitern der Verhandlungen nicht erfreut sein: Der Gesundheitsausschuss des Bundestages hatte beiden Parteien einstimmig eine Frist bis zum 1. August gesetzt. CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn hatte bereits seine Enttäuschung über die Verhandlungskultur zwischen Apothekern und Kassen ausgedrückt.