BAH-Mitgliederversammlung

Altmaier: „Pharmastandort Europa soll gestärkt werden“ APOTHEKE ADHOC, 16.09.2020 16:08 Uhr

Versprechen: Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier will die Pharmastandorte Deutschland und Europa stärken. Foto: Andreas Domma
Berlin - 

Auf der Mitgliederversammlung des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller (BAH) sprach sich Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) dafür aus, die Arzneimittelversorgung in Deutschland und Europa zu stärken: „Die Corona-Pandemie zeigt deutlich, wie wichtig starke und zuverlässige Arzneimittel-Hersteller in Deutschland und Europa sind. Damit die Industrie weiterhin ihren Beitrag leisten kann, werde ich mich sowohl im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft als auch im Bund für verlässliche und gute Rahmenbedingungen einsetzen.“

Jörg Wieczorek, Vorstandsvorsitzender des BAH, machte auf die Herausforderungen der Corona-Krise für die Arzneimittelbranche aufmerksam. Hierbei richtete er einen Appell an den anwesenden Bundesminister für Wirtschaft und Energie: „Die Corona-Pandemie hat uns deutlich vor Augen geführt, dass bei Rabattverträgen und Festbeträgen nicht nur der günstigste Preis zählen sollte, sondern auch der Standort Europa mitberücksichtigt werden muss. Um die gerade in der Pandemie wichtige Entwicklung neuer Anwendungsgebiete von bekannten Wirkstoffen voranzutreiben, sollte das Preismoratorium ausgesetzt werden. Zudem brauchen wir regulatorische Erleichterungen und Beschleunigungen, zum Beispiel bei der Genehmigung von neuen Betriebsstätten. Die Bereitschaft, wieder mehr in Europa zu investieren, ist da.“

Die Vorteile des E-Rezepts erläuterte Dr. Markus Leyck Dieken, Geschäftsführer der Gematik, und veranschaulichte, wie das Rezept den Versorgungsalltag verbessern wird. Jörg Wieczorek betonte, worauf es dabei für den BAH und seine Mitglieder bei der Implementierung ankommt: „Wenn das E-Rezept eingeführt wird, muss sichergestellt sein, dass die Apotheke vor Ort keinen Wettbewerbsnachteil erleidet. Es gilt, jetzt Maßnahmen zu ergreifen, damit große Versandhändler keine wettbewerbsverzerrenden Vorteile erhalten.“

In seinem Ausblick auf die Zukunft der Verbandsarbeit betonte BAH-Hauptgeschäftsführer Dr. Hubertus Cranz die exzellente Positionierung des Verbandes, um alle relevanten Zukunftsthemen der Branche sowohl national und regional als auch in Europa anzugehen. „Besonders wichtig ist dabei der enge Austausch mit den Partnern im politisch-regulatorischen Umfeld sowohl bei Arzneimitteln als auch bei Medizinprodukten, einschließlich der digitalen Gesundheitsanwendungen. Bestens integriert in die Verbandsarbeit sind auch zahlreiche Initiativen zum Thema Nachhaltigkeit und Umwelt, welche die besondere Verantwortung der Branche dokumentieren.“

Bereits am Vorabend der BAH-Mitgliederversammlung diskutierte Dr. Robert Habeck, Bundesvorsitzender der Grünen mit Vertretern des BAH-Vorstands und der BAH-Geschäftsführung über die langfristigen Herausforderungen für die deutschen Arzneimittel-Hersteller. Im Gespräch mit Habeck erläuterten Jörg Wieczorek, Vorstandsvorsitzender des BAH, Tobias Boldt, stellvertretender Vorsitzender des BAH, Dr. Hubertus Cranz, BAH-Hauptgeschäftsführer, und Dr. Elmar Kroth, Geschäftsführer Wissenschaft des BAH, welche Maßnahmen und Hilfestellungen sich die Arzneimittel-Hersteller von der Politik in Zukunft erhoffen, um die Arzneimittelversorgung nachhaltig und krisenfest auszugestalten.

„Corona lehrt uns, dass wir vorausschauend handeln und rechtzeitig vorsorgen müssen. Dafür braucht es verlässliche Rahmenbedingungen und eine klare Investitions- und Förderpolitik in Infrastruktur, Bildung, Forschung und Entwicklung. Im Bereich der Medizin sollte die öffentliche Hand Sorge dafür tragen, dass Kapazitäten für die Produktion von kritischen medizinischen Produkten und chemischen Grundstoffen in Europa vorgehalten werden. Zudem ist es absolut notwendig, die ökologische Modernisierung der Wirtschaft voranzubringen, damit wir nicht sehenden Auges in die nächste Krise - die Klimakrise - schlittern. Für die Arzneimittelbranche heißt das, weiter an dem Thema Nachhaltigkeit zu forschen und zu arbeiten", sagte Habeck.

Jörg Wieczorek verwies auf die Bedeutung der Eigenverantwortung im Gesundheitswesen und erläuterte die Konzepte der im BAH organisierten Unternehmen für eine nachhaltige Arzneimittel-Herstellung sowie einen umweltfreundlichen Vertrieb. Sie werden derzeit in zahlreichen Arbeitsgruppen des Verbandes erarbeitet. Immer mehr Arzneimittel-Hersteller engagieren sich für ein nachhaltigeres Wirtschaften und streben eine CO2-neutrale Produktion an. Der BAH erstellt gemeinsam mit seinen Mitgliedsunternehmen Vorschläge für konkrete Maßnahmen zur Einsparung von Ressourcen wie Energie oder Wasser, zur Reduktion von Verpackungsmaterialien sowie zur Kompensation von derzeit noch nicht vermeidbaren Emissionen.