Praxishonorar

Ärzteproteste beginnen dpa, 04.09.2012 15:08 Uhr

Berlin - 

Nach den abgebrochenen Honorarverhandlungen machen nun die ersten Ärzte ihre Ankündigung wahr und legen die Arbeit nieder. Ein baden-württembergischer Lungenfacharzt habe sein Schlaflabor geschlossen und die Patienten ins Krankenhaus geschickt, bestätigte der Vorsitzende des Bundesverbandes der Pneumologen, Dr. Andreas Hellmann. „Wir müssen reagieren, auch wenn es uns schwerfällt“, sagte er weiter.

Flächendeckende Maßnahmen folgten noch im September, bekräftigte eine Allianz von 24 freien Ärzteverbänden in einer Mitteilung. Derzeit ließen die Verbände eine Urabstimmung über Praxisschließungen anlaufen. Je nach Gesamtergebnis sollten die Praxen möglicherweise erstmals deutschlandweit für eine begrenzte Zeit dichtgemacht werden. Wenn nicht alle mitmachten, würden die Proteste auf einzelne Arztgruppen beschränkt.

Auch die Bundesärztekammer kündigte im Honorarstreit mit den Krankenkassen eine harte Linie an. Die Kassen müssten drauflegen. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Köhler, sagte zu den Protesten: „Dabei wollen wir die Versorgung der Patienten nicht gefährden, sondern andere Maßnahmen finden.“

Unterdessen mahnten die Krankenkassen zur Mäßigung. Die Ärzte sollten verhandeln und den Konflikt nicht auf dem Rücken der Patienten austragen, so ein Sprecher des GKV-Spitzenverbands.

Die KBV fordert 11 Prozent mehr, die Krankenkassen bieten 0,9 Prozent an. Am Montag hatte Köhler überraschend die Verhandlungen mit den Krankenkassen verlassen. „Wir suchen verzweifelt nach einer Lösung“, sagte Köhler und äußerte Unmut über die Kassen: Die Krankenkassen verunglimpften den Berufsstand der Ärzte. „Wir fühlen uns zunehmend von unserem Vertragspartner diffamiert und angegriffen“, sagte er im ZDF.