KBV

Ärzte wollen GKV-Verwaltungsgebühr Christoph Süß, 12.06.2015 13:36 Uhr

Berlin - 

Um sich unabhängiger von der Packungspauschale zu machen, wollen die Apotheker besondere Leistungen gesondert bezahlt bekommen – Stichwort Notdienst, Rezeptur, BtM und Medikationsmanagement. Die Strategie der Ärzte ist dieselbe: Sie fordern mehr Geld für spezielle Leistungen – etwa eine Bearbeitungsgebühr für Anfragen der Krankenkassen.

Der Leiter des Honorarabteilung bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Ulrich Casser, macht keinen Hehl daraus, dass er bei den Honorarverhandlungen im vergangenen Jahr nicht die gewünschten Resultate erreicht hat. Der GKV-Spitzenverband hatte nur mehr Geld in Aussicht gestellt, wenn die Ärzte dies im Einzelfall mit einer besseren Versorgung der Patienten begründen. Die KBV hat sich deshalb hingesetzt und eine Liste mit Leistungen erarbeitet, die künftig extra vergütet werden sollen.

Weil immer mehr Hausbesuche nötig seien, sollten diese aus Sicht der KBV besser bezahlt werden. „Wir fordern feste Preise ohne Mengenbegrenzung“, sagt KBV-Chef Dr. Andreas Gassen. Dabei sollen auch nicht-ärztliche Praxisassistenten (NäPa) in Absprache mit dem behandelnden Arzt einspringen können. Nur so könnten alte und kranke Menschen möglichst lange zu Hause versorgt werden. Um die Versorgung der älter werdenden Bevölkerung sicherzustellen, müssten die Kassenärzte mehr Geld bekommen; gleiches gelte für den Palliativbereich.

Auch die Kinderärzte wollen mehr Geld – obwohl es immer weniger Kinder gibt. Angesichts von 140.000 Chronikern, der Großteil davon Asthmatiker, fällt laut KBV-Vorstand Regina Feldmann viel Arbeit beim Übergang der jungen Patienten in die Erwachsenenmedizin an: wenn beispielsweise Jugendliche mit Diabetes vom Kinder- zum Allgemeinarzt wechseln. Diese Leistung werde bisher nicht extra vergütet. Für das Übergangsmanagement fordert die KBV eine einmalige Gebühr.

Darüberhinaus wollen die Kassenärzte Geld für ihre psychologische Beratung – etwa bei der Anbahnung einer Psychotherapie. „Wir wollen unsere Gesprächsleitung vergütet bekommen“, sagt Gassen. Er begründete die neue Honorarforderung mit einer Schieflage im System: Weil den Ärzten Anreize fehlten, finde bei ihnen zu wenig psychiatrische Grundversorgung statt. Deshalb sollen die Gespräche ohne Mengenbegrenzung vergütet werden.

Die KBV will außerdem mehr Geld für ambulante Operationen. Zu wenige niedergelassene Ärzte operierten, weil die Begleitleistungen nicht angemessen vergütet würden. Dabei seien sie meist besser und günstiger. Außerdem könnten mehr Patienten vor Aufnahme ins Krankenhaus in den Praxen auf multiresistente Keime (MRSA) untersucht werden – „wenn diese Leistung vernünftig abgebildet und extrabudgetär vergütet wird“, sagte Gassen. Nach Ansicht der KBV finden immer mehr Teile der Behandlung im ambulanten Bereich statt. „Dem muss auch das Geld folgen“, so Gassen.

Außerdem wollen die Ärzte eine Verwaltungspauschale: Anfragen der Kassen seien häufig unnötig und unstrukturiert; deshalb verbrächten die Kassenärzte pro Woche mehrere Stunden mit administrativen Tätigkeiten. Manche Ärzte hätten im Quartal eine zweistellige Anzahl solcher Anfragen; um diese einzudämmen, sollen die Kassen eine Bearbeitungsgebühr zahlen. Die Erledigung von Verwaltungsarbeiten dürfe nicht zulasten des medizinischen Budgets gehen, so die Ärzte.

Auch wenn er noch keine konkreten Beträge nennen kann, formuliert Gassen seine Forderungen gegenüber den Kassen schon jetzt unmissverständlich: „Entweder wir bekommen mehr Geld oder wir müssen an die Kassenleistungen ran.“