Praxishonorar

Ärzte: Dynamisierung und Inflationsausgleich Benjamin Rohrer, 13.09.2012 15:11 Uhr

Berlin - 

Die Apotheker sind mit ihrer Forderung nach einem regelmäßigen Inflationsausgleich nicht alleine: Auch die Ärzte setzen in den Verhandlungen mit den Krankenkassen auf eine Dynamisierung: „Teil der Verhandlungen ist es, eine Routineverfahren zu beschließen, bei dem der Inflationsausgleich regelmäßig berücksichtigt wird. Sonst sitzen wir nächstes Jahr wieder hier“, so der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Köhler. Sollten die Forderungen der Ärzte nicht erfüllt werden, wollen etwa 30.000 Mediziner ihre Praxis schließen.

 

Die Urabstimmung zur Streikbereitschaft der Ärzte hatte in der vergangenen Woche stattgefunden: Eine vom NAV-Vichowbund organisierte Gemeinschaft von 30 ärztlichen Fachverbänden hatte mehr als 100.000 Praxisinhaber nach ihrer -meinung zu den Protesten gegen die Krankenkassen befragt. Die Hälfte der Niedergelassenen beteiligte sich, davon stimmten 75 Prozent für einen Streik.

„Liebe Krankenkassen, so geht es nicht weiter“, so Köhler. „Bei Überschüssen von 22,5 Milliarden Euro ist es nur schwer kommunizierbar, dass wir sogar Abzüge bekommen sollen.“ Weil die Gehälter in den vergangenen beiden Jahren eingefroren waren, fordern die Ärzte Geld für ihre Kostensteigerungen.

Am Wochenende kommen Ärzte und Kassen nochmals im Erweiterten Bewertungsausschuss zusammen, um über acht weitere Honorarwerte zu verhandeln. Unter anderem geht es um Extra-Honorare, in denen die Morbidität und demographische Entwicklung berücksichtigt werden soll. Die KBV hofft, über diese Beschlüsse zu weiteren „akzeptablen Ergebnissen“ für die Ärzte zu kommen.

Gelingt dies nicht, drohen die Mediziner mit Praxisschließungen: Weil die KBV als Körperschaft öffentlichen Rechts nicht zum Streik aufrufen darf, werden die Proteste vom NAV-Virchowbund organisiert. Deren Vorsitzender Dr. Dirk Heinrich kündigte an: „Gibt es keinen guten Vertragsabschluss, sind weitere, massive Maßnahmen ab Montag sicher.“

Wie genau die Schließungen organisiert werden, wollte Heinrich noch nicht verraten. Fest stehe nur, dass die Notdienstbereitschaft gewährleistet werden müsse. Die Mediziner sollen nicht gezwungen werden, auch stundenweise Schließungen, beispielsweise während eines Nachmittages, seien denkbar, so Heinrich.