Ärzte: Programme sind „Realitätsverweigerung“ 17.12.2024 18:25 Uhr
Heute präsentierten unter anderem die SPD und die Grünen ihre Wahlprogramme – und stießen dabei auf scharfe Kritik von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten. Die geplanten Maßnahmen zur ambulanten Gesundheitsversorgung seien realitätsfern, bemängelt der Verband der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte Deutschlands (Virchowbund).
„Die Wahlprogramme von SPD und Grünen zur ambulanten Gesundheitsversorgung gehen in erschreckender Weise an der Realität vorbei. Keines der echten Probleme der ambulanten Versorgung wird darin aufgegriffen“, erklärte Dr. Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des Virchowbundes. Stattdessen werde eine Termingarantie in Aussicht gestellt, Sprechzeiten sollten verlängert und Praxen bei der Behandlung von Privatpatienten reglementiert werden. Die „echten Probleme“ jedoch, wie die Steuerung der Patienten, die Budgetierung, der Fachkräftemangel in den Praxen und die unzulängliche Digitalisierung, würden dabei nicht angesprochen.
„Dies ist politische Realitätsverweigerung und eine Abschreckung sowohl für den ärztlichen Nachwuchs als auch für die Praxisärzte von heute. Es wird deutlich, was von einer Gesundheitspolitik von SPD und Grünen zu erwarten ist: Ein reines ‚Wünsch dir was‘ ohne entsprechende Finanzierung und ein Praxis-Gängelungs-Gesetz mit der Entmündigung von Praxisärzten bei deren Terminvergabe“, so Heinrich.
Aus selbstständigen, freiberuflichen Ärztinnen und Ärzten würden nach den Plänen der Parteien so gelenkte Staatsmediziner werden, warnt er. Notwendig sei stattdessen ist ein Praxisstärkungsgesetz, das den „missglückten Reformen im Krankenhausbereich“ einen starken ambulanten Bereich zur Seite stelle. „Wenn ambulant vor stationär ernst gemeint ist, müssen die Potentiale der Praxen ausgeschöpft und dieser Bereich gestärkt werden. Dazu gehört die überfällige Entbudgetierung der Haus- und Fachärzte, eine bessere Steuerung des Patienten und eine entsprechende Notfallreform“, fordert Heinrich.