Offener Brief

Adexa schimpft auf Spahn APOTHEKE ADHOC, 06.02.2020 12:23 Uhr

Offener Brief: Die Adexa-Vorstände Andreas May und Tanja Kratt schimpfen auf Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Foto: Adexa
Berlin - 

Aus Verärgerung über die aus ihrer Sicht sture Haltung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in Sachen Rx-Versandhandelsverbot bei der Anhörung im Petitionsausschuss hat der Adexa-Vorstand einen offenen Brief an die Mitglieder der Gesundheitsausschüsse von Bundestag und Bundesrat und an den Petitionsausschuss geschrieben. Darin fordern Andreas May und Tanja Kratt die Abgeordneten auf, sich „für die vollständige und zeitnahe Wiederherstellung der Gleichpreisigkeit bei der Abgabe verschreibungspflichtiger Arzneimittel“ einzusetzen.

Als Interessenvertretung der rund 144.000 Angestellten in öffentlichen Apotheken sowie des Berufsnachwuchses in Ausbildung „wenden wir uns an Sie“, so der Brief. May und Kratt pochen darin auf die Umsetzung des Koalitionsvertrags „mit einem Verbot des Rx-Versandhandels“. Immer wieder stellen man bei Adexa „mit Sorge fest, dass Bundesgesundheitsminister Spahn dieses Ziel des Koalitionsvertrages nicht umsetzen will“. Stattdessen propagiert er eine „90-prozentige Gleichpreisigkeit“, die weder logisch, gerecht noch gerichtsfest sei.

Als Argument gegen das Rx-Verbot führe Spahn ein Veto anderer des Bundesjustiz – und Bundeswirtschaftsministeriums an, obwohl auch diese Häuser sich dem Koalitionsvertrag verpflichtet fühlen müssten. „Eine Petition mit über 400.000 Unterzeichnern wird von Minister Spahn inhaltlich komplett ignoriert – angestoßen wohlgemerkt von einem Vertreter des apothekerlichen Berufsnachwuchses (!) und Mitglied seiner eigener Parteijugend“, kritisieren die Adexa-Vorstände.

Was zähle also das geschriebene Wort des Koalitionsvertrages? Inwieweit könnten sich Wähler darauf verlassen, dass Regierungsvertreter und Regierungsfraktionen die übergreifenden Ziele ihrer Parteien und ihrer Regierung verwirklichen – und keine Alleingänge starteten? Was zähle die Erfahrung und das Urteil von Betroffenen, in diesem Fall von Apothekenangestellten, Inhabern sowie zahlreicher Patienten? „Über das Apothekensterben – rund 350 im Jahr 2019 und damit der stärkste Rückgang eines Kalenderjahres! – geht der Bundesgesundheitsminister hinweg und verweist als Alternative auf den Einsatz von Drohnen mit einem Beratungsmonitor. Ist das die Vision der deutschen Gesundheitspolitik von ‚Heimat‘?“, so May und Kratt. Die Vision der Apothekenteams sei das nicht: „Und wir sind davon überzeugt: Das ist auch nicht das, was die Bevölkerung will, die ihre Vor-Ort-Apotheke zu verlieren droht.“

Der Adexa-Vorstand fordert „daher zeitnah Lösungen, die unsere Vor-Ort-Apotheken stärken und Arbeitsplätze im Inland sichern, damit Patienten gut, empathisch und schnell von pharmazeutischem Fachpersonal beraten und versorgt werden können. Lösungen, mit denen wir unsere heimische Apothekenlandschaft sichern. Sie ist für die Menschen in Deutschland unverzichtbar ist – aktuell unter anderen bei Fragen zur Prävention gegen Grippe- und Corona-Viren!“, endet der offene Brief.