EuGH-Urteil

ABDA: Lebkuchenherz statt Rx-Versandverbot Eugenie Ankowitsch, 24.11.2016 11:00 Uhr

Berlin - 

„Alternativlos“: Für die ABDA führt an einem Rx-Versandverbot kein Weg vorbei. Wirklich? Bei einer Konferenz des Berliner Tagesspiegels sprach ABDA-Präsident Friedemann Schmidt das Thema Nr. 1 mit keinem Wort an – sondern forderte stattdessen eine Vergütungsreform. Fast konnte man den Eindruck gewinnen, er schwenkte schon einmal auf die SPD-Linie ein.

Trotz der anwesenden Politiker und hohen Funktionäre aus dem Gesundheitswesen versäumte Schmidt es, bei der Konferenz „Agenda 2017“ die aktuell wohl wichtigste ABDA-Forderung zu bekräftigen. Stattdessen sprach er sich für eine Vergütungsreform mit verlässlichen und leistungsgerechten Regeln für Apotheker aus. „Es ist nicht damit getan, zwei Minuten mit dem Patienten zu sprechen. Es geht um ausführliche Gespräche und kontinuierliche Begleitprozesse“, sagte er. Die Apotheker hätten eine anspruchsvolle Aufgabe zu stemmen. Das sei nicht umsonst zu haben.

Trotz der Bemühungen scheint es der ABDA nicht zu gelingen, Gesundheitspolitiker der SPD von der Notwendigkeit des Rx-Versandverbot zu überzeugen. Fraktionsvize Karl Lauterbach warb in einem Brief an alle SPD-Abgeordneten für sein kategorisches Nein. Die für Arzneimittel zuständige Berichterstatterin, Sabine Dittmar, hat sich zwar mit der ABDA-Führung und anderen wichtigen Playern zum Meinungsaustausch getroffen. Obwohl sie sich ihre endgültige Entscheidung noch offen hält, hat sie dennoch eine gewisse Tendenz gegen ein Rx-Versandverbot signalisiert.

Dass Schmidt nun auf einer Veranstaltung mit wichtigen Gesundheitspolitikern wie dem Vorsitzenden des Gesundheitsausschusses Edgar Franke (SPD) kein Wort über ein Rx-Versandverbot verlor, sondern auf eine Vergütungsreform drängte, mutet zumindest seltsam an. Findet sich die ABDA etwa damit ab, dass ein Rx-Versandverbot nicht machbar ist? Ist die Forderung nach einer Vergütungsreform nun der Plan C? Eine Reform des Apothekenhonorars hält zumindest Lauterbach sogar noch in dieser Wahlperiode für machbar. Vorausgesetzt die Union bewegt sich.

Auch wenn die Referenten nur fünf Minuten hatten, um ihre Ansichten und Forderungen vorzutragen, hätte Schmidt genügend Zeit gehabt, auf ein Rx-Versandverbot zu drängen. Doch stattdessen unterschritt er seine Zeit sogar um rund eine Minute, wofür er von Veranstaltern ein Lebkuchenherz erhielt. Das gab es als Belohnung für das Einhalten der Zeitvorgabe. „Jetzt habe ich mir das Herz redlich verdient“, sagte Schmidt am Ende seines Vortrags und erntete Lacher aus dem Publikum.

Mit der Forderung, die Apotheker in das Medikationsmanagement einzubeziehen, blitzte Schmidt bei Franke ab. „Es geht beim Medikationsplan darum, festzuhalten, wer welche Medikamente einnimmt und welche Wechselwirkungen es dabei geben könnte. Der Arzt ist dabei der erste Ansprechpartner, weil er Arzneimittel verordnet und wieder absetzt“, sagte er. Lediglich bei der Selbstmedikation könnten die Apotheker aus Sicht des SPD-Politikers einbezogen werden. Dann könne man auch „gegebenenfalls“ über eine Honorierung „nachdenken“.

Unterstützung bekam Schmidt von Gabriele Meyer, die Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen ist. Aus ihrer Sicht sollten die Apotheker beim Medikationsplan mit an Bord sein. „Nur dann gelingt es uns, die nicht verschreibungspflichtigen Arzneimittel zu erfassen“, betonte sie.