Deutscher Apothekertag 2012

ABDA: Gerechtigkeit in weiter Ferne Benjamin Rohrer, 10.10.2012 12:19 Uhr

München - 

Zu Beginn des Deutschen Apothekertages (DAT) in München hat die ABDA vor weiteren Apothekenschließungen gewarnt. „Zum Jahresende dürfte mit 20.922 die niedrigste Apothekenzahl seit 1994 erreicht sein“, so die Prognose von ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf. Schuld ist aus Wolfs Sicht die Politik: Seit neun Jahren habe es für die Apotheker keine wirtschaftlichen Verbesserungen gegeben. „Ich gehe davon aus, dass dies bewusst geschehen ist, und dies macht mir große Sorge“, so Wolf. Unter dem Motto „Vergütungsgerechtigkeit 624 Kilometer“ hält die ABDA an ihrer ursprünglichen Forderung von 624 Millionen Euro fest.

 

Wolf erinnerte nochmals an die Gesundheitsreformen der vergangenen Jahre: Mit jedem neuen Gesetz seien die Apotheker von der Politik finanziell belastet worden. Mit dieser „Politik der Verknappung“ müsse nun Schluss sein.

Bei der DAT-Auftaktpressekonferenz stellte ABDA-Geschäftsführer Karl-Heinz Resch die Prognose der Apothekenzahlen für das Jahr 2012 vor. Während es zwischen 2010 und 2011 203 Schließungen gegeben habe, könnten es zwischen 2011 und 2012 bis zu 316 werden. Resch bezeichnete diesen Trend als „besorgniserregend“. Er begründete dies mit der seit 2004 nicht mehr angepassten Honorierung. „Apotheke heute bedeutet: Wirtschaften zum Honorar von 2004 mit den Kosten von 2012.“

Resch verglich die Vergütung der Apotheker mit Kostensteigerungen in anderen Lebensbereichen: Während man für den Liter Benzin und ein Pfund Röstkaffee bis zu 40 Prozent mehr ausgebe als noch 2004, seien die Apotheken von der wirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt: „Statt uns an den Zug zu koppeln, hat man den Schienenersatzverkehr gewählt.“

 

 

Ihren politischen Fokus setzt die ABDA nun auf die Verhandlungen zum Kassenabschlag 2013. DAV-Chef Fritz Becker verlässt sich dabei auf die Aussagen der Gesundheitspolitiker der Koalition. Diese hätten gegenüber Kassen und Apothekern mehrfach klar gestellt, dass die Verhandlungsbasis 1,75 Euro sein müsse.

Becker nannte auch einige Argumente, die in den Verhandlungen herangezogen werden sollen: Der Abschlag müsse an die geänderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen angepasst werden. Zudem müsse berücksichtigt werden, dass Einkaufsvorteile entfallen seien. Auch die Mehraufwendungen für die Umsetzung der Rabattverträge solle endlich anerkannt werden.

Die Anpassung des Fixums und die Einführung einer Notdienstpauschale seien nur „anderthalb von vier notwendigen Schritten“, ergänzte ABDA-Sprecher Florian Martius. Das „Sonderopfer AMNOG“ müsse mit einem niedrigeren Abschlag jetzt rückgängig gemacht werden. Zudem seien regelmäßige Anpassungen des Festzuschlags notwendig.

Auf die Frage, ob die Apotheker erneute Protestmaßnahmen planen, wollte Wolf keine klare Antwort geben. Nur so viel: „Wir werden nichts organisieren, worunter Patienten leiden müssen.“ Allerdings seien Aktionen während der Verhandlungen zum Kassenabschlag denkbar: „Wir werden sehen, das hängt von den Kassen ab.“