Grippeimpfung

12,61 Euro: Kinderärzte wollen Apothekenhonorar APOTHEKE ADHOC, 02.10.2020 12:35 Uhr

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) will das nicht hinnehmen und fordert gemeinsam mit dem Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) die Politik auf, schnellstmöglich die Honorare für die Grippeimpfung auch für die Ärzte anzuheben. Foto: Tero Vesalainen/shutterstock.com
Berlin - 

Dass künftig auch Apotheker Patienten gegen Grippe impfen dürfen, ist eine Sache. Dass sie dafür offenbar mehr Geld abrechnen dürfen als die Ärzte, ist eine andere. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) will das nicht hinnehmen und fordert gemeinsam mit dem Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) die Politik auf, schnellstmöglich die Honorare für die Grippeimpfung auch für die Ärzte anzuheben.

BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach rechnet vor: „Eine Grippeimpfung dauert einschließlich Vor- und Nachbereitung durchschnittlich zwölf Minuten. Legt man einen Euro pro Minute als Honorar fest, ergibt sich ein Honorar für die Grippeimpfung von 12 Euro. Dieses Geld muss die Personalkosten und sonstigen Betriebskosten decken.“

Ärzte bekommen laut Fischbach für das Impfen gegen die Grippe je nach Bundesland zwischen 7,47 Euro (Sachsen-Anhalt) und 9,43 Euro (Hessen). Die Apotheker in Nordrhein erhielten im Rahmen des Modellprojekts 12,61 Euro, zusätzlich werde ihnen der Impfstoff erstattet. „Damit werden sie ihre Kosten decken können. Wir dagegen bekommen nur rund zwei Drittel dieses Betrags und in vielen Bundesländern sogar noch weniger.“

Dabei hätten die Ärzte weitaus höhere Kosten als die Apotheker: „Wir betreiben das ganze Jahr über mit hohem Zeitaufwand Impfaufklärung und werben für das Impfen, seit Wochen nun auch insbesondere für die Grippeschutzimpfung. Damit schaffen wir Anreize, dass sich möglichst viele Menschen in dieser Saison gegen die Grippe impfen lassen. Wir sind Experten für das Impfen und keine Schmalspur-Impfer, wir bilden uns und unsere Mitarbeiterinnen kontinuierlich fort, unsere Praxen sind auf die besonderen Bedürfnisse der Impflinge eingerichtet. All dies muss honoriert werden. Stattdessen fließt das Geld nun in die Apotheken. Dies ist ein Skandal, den wir nicht stillschweigend hinnehmen werden!“

BDI-Präsidentin Christine Neumann-Grutzeck sieht in der unterschiedlichen Honorierung ein strategisches Ziel der AOK: „Impfen gehört zur Prävention und damit zur Heilkunde. Dafür sind wir Ärzte zuständig. Eine mehrstündige Schulung zu Impfungen, in der im Hauruckverfahren über allergische Reaktionen und andere Impf-Risiken aufgeklärt wird, ersetzt kein mehrjähriges Medizinstudium. Wir lehnen die Grippeimpfung in der Apotheke daher ab.“ Natürlich bestehe – gerade in Pandemiezeiten – die Notwendigkeit, möglichst viele Menschen gegen die Grippe zu impfen. „Die Kapazitäten in den Arztpraxen sind dafür auch vorhanden. Die unterschiedliche Honorierung ein- und derselben Leistung ist jedoch in keiner Weise gerechtfertigt.“