Gebärmutterhalskrebs

Wissenschaftler kritisieren HPV-Impfung dpa, 02.12.2008 13:45 Uhr

Bielefeld/Berlin - 

Mehrere Wissenschaftler haben die Ständigen Impfkommission (STIKO) dazu aufgefordert, ihre Empfehlung für die Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs (Cervarix, Gardasil) zu überprüfen. Die 13 Forscher um den Public-Health-Experten Dr. Ansgar Gerhardus von der Universität Bielefeld sehen die Wirksamkeit des Impfstoffes gegen die krebsauslösenden Humanen Papillomviren (HPV) als nicht ausreichend belegt an. Die in diversen Studien ermittelten Ergebnisse stünden in deutlichem Widerspruch zu vielen sehr optimistischen Verlautbarungen, schreiben sie in einer gemeinsamen Stellungnahme.

„Ich hätte gern mal irgendeine seriöse Veröffentlichung, in welchem Land Gebärmutterhalskrebs aufgrund der Impfung weniger geworden ist“, sagte Professor Dr. Martina Dören vom Klinischen Forschungszentrum Frauengesundheit an der Universitätsklinik Charité in Berlin. Dören ist eine der Unterzeichnerinnen der Erklärung. Zwischen dem, was an optimistischen Zahlen zur Verminderung der Krebsfälle verbreitet werde und dem, was die Datenlage bisheriger Studien hergebe, bestehe ein „extremes Missverhältnis“. Sie hoffe zwar, dass es einen Nutzen gebe, dieser sei aber eben bislang nicht nachgewiesen.

So bemängeln die Wissenschaftler etwa, dass die STIKO ein Impfalter für Mädchen zwischen 12 und 17 Jahre festlege. „Nur für die Gruppe der 15- bis 17-Jährigen gibt es Daten zur Wirksamkeit gegen die Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs, nicht jedoch für die 12- bis 14-Jährigen“, heißt es in dem Text. Die Bitte um aussagekräftige Zahlen habe einer der beiden Hersteller der Impfpräparate mit der Antwort beschieden, diese stünden nur Kollegen zur Verfügung, die unmittelbar an der Auswertung der Ergebnisse beteiligt waren.

Dören kritisierte darüber hinaus, dass die Kosten der Impfung angesichts des nicht ausreichend belegten Nutzens mit mehreren 100 Millionen Euro für das Gesundheitssystem zu hoch seien. Es handele sich vielmehr um eine große Marketing-Kampagne mit Minderjährigen. Zudem werde dadurch ein riesiger Druck allein auf Frauen aufgebaut. Übertragen werden die Erreger aber beim Geschlechtsverkehr - über Männer spreche in diesem Zusammenhang jedoch kaum jemand.

Auch der Heidelberger Forscher Professor Dr. Harald zur Hausen, der für die Entdeckung der Papillomviren in diesem Jahr den Nobelpreis für Medizin erhält, will die derzeitige Aufmerksamkeit nutzen, weiter für eine stärkere Impfrate von Jungen zu werben. „Männer können ebenfalls an Krebs erkranken, der durch die gleichen Virus-Typen verursacht wird, etwa Krebs im Analbereich, aber auch 25 bis 30 Prozent der Krebserkrankungen des Mundhöhle und des Rachens“, betonte er. Zu den Vorwürfen der Wissenschaftler will sich zur Hausen morgen äußern.