Rote-Hand-Brief

Schwere Hautreaktionen durch Epoetin APOTHEKE ADHOC, 04.10.2017 11:37 Uhr

Berlin - 

Unter Therapie mit Epoetin (Epo) und verwandten Wirkstoffen kann es zu schweren arzneimittelinduzierten Hautreaktionen kommen. Darauf weisen das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) und die Hersteller in einem Rote-Hand-Brief hin. Die Fachinformationen werden angepasst.

Nach der Marktzulassung wurden Berichte zu schweren arzneimittelinduzierten Hautreaktionen wie Stevens-Johnson Syndrom (SJS), toxischer epidermaler Nekrolyse (TEN) sowie Blasenbildung und exfoliativen Reaktionen dokumentiert. Einige Fälle verliefen tödlich. Die Experten kamen zu dem Schluss, dass das SJS und TEN als Risiko für alle Epoetine – als Klasseneffekt – angesehen werden kann. Bei langwirksamen Epoetinen verlaufen die Reaktionen schwerer.

Die Fachinformationen von Darbepoetin alfa, Epoetin alfa, Epoetin beta, Epoetin theta, Epoetin zeta und Methoxy-Polyethylenglycol-Epoetin beta werden aktualisiert, um das Risiko schwerer arzneimittelinduzierter Hautreaktionen deutlich zu machen. Die Häufigkeit könne nicht genau berechnet werden, so wird die Reaktion als „nur sehr selten“ beschrieben.

Patienten sollten zu Beginn der Behandlung mit einem Epoetin für folgende Symptome sensibilisiert werden: großflächiger Ausschlag mit Rötung und Blasenbildung der Haut und oralen Schleimhaut, des Augen-, Nasen-, Hals- und Genitalbereichs nach grippeähnlichen Symptome wie Fieber, Müdigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen. Die Haut kann sich an den betroffenen Stellen ähnlich einer Verbrennung abschälen oder lösen. Bemerken Patienten beschriebene Symptome, sollten sie sich unverzüglich mit dem Arzt in Verbindung setzen und die Behandlung absetzen. Betroffene dürfen im Anschluss nie wieder mit Epoetinen behandelt werdenn.

Erythropoetin zählt zur Stoffgruppe der Antianämika. Rekombinante Epoetine können zur Behandlung der Blutarmut beispielsweise in Folge einer chronischen Niereninsuffizienz eingesetzt werden. Das Glykoprotein wird in der Niere als eine Reaktion auf eine Sauerstoffunterversorgung (Hypoxie) gebildet und ist zentraler Regulator der Erythrozytenneubildung. Die Arzneimittel können sowohl subkutan als auch intravenös verabreicht werden.

Bekannt wurde Erythropoetin vor allem in den 90er Jahren durch den missbräuchlichen Einsatz als Dopingmittel im Profiradsport. Epo stimuliert die Bildung der roten Blutkörperchen, somit erhöht sich die Sauerstofftransportkonzentration im Blut. Während mehr Kohlendioxid abtransportiert wird, können die Muskeln besser mit Sauerstoff versorgt werden – Fitness, Ausdauer und körperliche Leistung steigen, wohingegen sich die Erholungszeit verkürzt.

Der wohl prominenteste Radsportler, der Epo einsetzte, ist Lance Armstrong. Der Missbrauch kann seit 2000 nachgewiesen werden.