Supplementierung in der Schwangerschaft

Vitamin D senkt Neurodermitis-Risiko Cynthia Möthrath, 12.07.2022 07:45 Uhr

Die Zufuhr von Vitamin D in der Schwangerschaft konnte das Neurodermitis-Risiko der Kinder im ersten Lebensjahr senken. Foto: Vasyl Rohan/shutterstock.com
Berlin - 

Vitamin D hat in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Mittlerweile wird es als regelrechtes Multitalent angesehen. Eine Studie im „British Journal of Dermatology“ gibt nun Hinweise darauf, dass die Supplementierung von Vitamin D in der Schwangerschaft das Risiko für Neurodermitis (atopische Dermatitis) beim Kind im ersten Lebensjahr deutlich senken kann.

Die atopische Dermatitis ist eine chronische Erkrankung, von der 15 bis 30 Prozent aller Kinder in Industrieländern betroffen sind. 60 Prozent der Kinder erkranken bereits vor dem ersten Lebensjahr. Die Basispflege der Haut ist besonders wichtig, um schubfreie Zeiten zu verlängern und wirkstoffhaltige Zubereitungen einsparen zu können.

Weniger Neurodermitis im ersten Lebensjahr

Eine Studie zeigt nun, dass auch die Einnahme von Vitamin D in der Schwangerschaft das Erkrankungsrisiko im ersten Lebensjahr des Säuglings senken kann. Die Untersuchung untermauert damit die Wichtigkeit eines ausreichend hohen Vitamin D-Spiegels für Mütter und ihre Kinder.

Ursprünglich sollte durch die „UK Maternal Vitamin D Osteoporosis Study“ (MAVIDOS) untersucht werden, ob durch die Vitamin D-Einnahme in der Schwangerschaft die Knochendichte der Kinder verbessert werden kann. Denn verschiedene Daten deuteten darauf hin, dass ein Vitamin D-Mangel der Mutter sich auf die Entwicklung der kindlichen Knochen auswirken kann.

Das ursprüngliche Ziel konnte die Studie nicht erreichen, dafür zeigte sich jedoch ein positiver Einfluss auf die Neurodermitis-Entwicklung bei den Kindern im ersten Lebensjahr. Insgesamt wurden mehr als 1100 Frauen in die Untersuchung eingeschlossen. Sie wiesen eine 25-Hydroxyvitamin D-Serumkonzentration von 25 bis 100 nmol/l auf und erhielten ab der 14. Schwangerschaftswoche randomisiert täglich 1000 I.E. Cholecalciferol oder Placebo.

Wissenschaftler:innen der Universität Southampton nahmen die Daten genauer unter die Lupe: Es zeigte sich, dass die Kinder der Mütter mit Vitamin D-Supplementierung in den ersten zwölf Monaten nur rund halb so häufig an einer Neurodermitis erkrankten, wie die Kinder der Mütter aus der Placebo-Gruppe. Die Reduzierung des Risikos sei damit signifikant, so das Team.

Wirkung lässt mit zunehmendem Alter nach

Mit fortschreitendem Alter der Kinder ließ die Schutzwirkung jedoch nach. Ab einem Alter von 24 Monaten konnte schließlich keine signifikante Wirkung mehr nachgewiesen werden. Nach 48 Monaten war die Schutzwirkung überhaupt nicht mehr sicher nachweisbar.

Außerdem scheint die Stilldauer einen Einfluss auf die protektive Wirkung zu haben: Nur Kinder, welche mindestens einen Monat gestillt wurden, profitierten von der schützenden Wirkung. War die Stilldauer kürzer, könnte keine sichere Schutzwirkung durch Vitamin D nachgewiesen werden.

Wie wird Neurodermitis behandelt?

Der europäischen Leitlinie Neurodermitis liegen vier Stufen und die entsprechenden Therapien zu Grunde. Einen großen Stellenwert in der Stufentherapie der atopischen Dermatitis nimmt die Basistherapie ein. Laut Leitlinie soll in allen Stufen der atopischen Dermatitis eine Basistherapie angewendet werden.

Neben Aufklärungsprogrammen zählen auch Emollienzien und die Vermeidung klinisch relevanter Allergene zum Grundstock. Emollienzien sind Externa, die traditionell frei von aktiven Wirkstoffen sind und eine rückfettende Eigenschaft haben. Die Wirksamkeit von Emollienzien wurde in Studien belegt. Die tägliche Anwendung einer Basispflege kann von Geburt an die Entstehung von Neurodermitis bei Risikopopulationen signifikant reduzieren.

Die Basispflege ist auch zur Anwendung im Rahmen einer Intervallbehandlung bei Hauterkrankungen bestimmt. Sie wird häufig im Wechsel mit kortikoidhaltigen Salben oder Cremes verwendet. Durch feuchtigkeitsspendende und rückfettende Inhaltsstoffe soll eine Hydratation der Haut bewirkt werden. Ein erhöhter Hydratationszustand der Haut führt wiederum zu einer verbesserten Schutzfunktion mit längeren schubfreien Zeiten. Die Basispflege der Haut sollte zwei bis dreimal täglich erfolgen.

Basispflege als Grundbaustein

Zur Behandlung nässender Hauterkrankungen eignen sich vor allem Cremes, die leicht aufzutragen sind und schnell einziehen. Der Lipidgehalt sollte bei nässenden Hautzuständen nicht zu hoch sein. Besser sind in solchen Phasen feuchtigkeitsspendende Substanzen wie Glycerin geeignet: Diese sorgen für eine intensive Hydratisierung der Haut. Bei trockener, schuppiger Haut und Verkrustungen sind fettreichere Zubereitungen gut geeignet. Bestandteile wie dickflüssiges Paraffin, weißes Vaselin oder Mandelöl versorgen die Haut mit aufbauenden Lipiden und führen zu einem Okklusionseffekt.

Bei Neurodermitis sollte darauf geachtet werden nur Produkte zu verwenden, die frei von Farb- und Duftstoffen sind. Emollientien dürfen auch während der Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden. Der Brustbereich sollte jedoch ausgespart werden, damit beim Stillen keine Bestandteile der Zubereitungen aufgenommen werden.