Gastrointestinale Störungen und Vitamin-Mangel

Vitamin B12: Achtung bei Metformin und PPI Sandra Piontek, 26.10.2022 08:01 Uhr

Vitamin B12 Test
Bei gleichzeitiger Einnahme von Metformin und PPI-Präparaten kann ein ausgeprägter Vitamin B12-Mangel auftreten. Foto: Jarun Ontakrai/shutterstock.com
Berlin - 

Werden Antidiabetika wie Metformin und Protonenpumpeninhibitoren wie Pantoprazol zusammen eingenommen, kann es zu einem ausgeprägten Vitamin B12-Mangel kommen. Zudem führen beide Medikamente vermehrt zu gastrointestinalen Störungen und vermutlich zu einer Schädigung des Darmmikrobioms.

Magen-Darm-Beschwerden, die sich in Bauchschmerzen, Blähungen, Gasen, Durchfall oder Verstopfung äußern können, sind eine der häufigsten Nebenwirkungen von Metformin. Etwa 15 bis 20 Prozent der Patient:innen sind von Metformin-assoziierten gastrointestinalen Beschwerden betroffen. Welcher Mechanismus zu den Beschwerden führt, wird noch nicht lange untersucht. Es häufen sich jedoch die Vermutungen, dass die Behandlung mit Metformin zu Veränderungen der Darmbakterienzusammensetzung führt.

Mikrobiom des Darms verändert

Im Rahmen einer klinischen Studie wurden 23 gesunde Männer untersucht, denen sechs Wochen lang täglich zweimal ein Gramm Metformin verabreicht wurde. Es wurde eine Änderung der bakteriellen Zusammensetzung des Darmmikrobioms festgestellt. Diese war zwar reversibel, sobald der Wirkstoff abgesetzt wurde, jedoch weisen die Ergebnisse daraufhin, dass Metformin für die gastointestinalen Beschwerden ausschlaggebend ist.

Werden zusätzlich Protonenpumpeninhibitoren (PPI) eingenommen, kann dies die Nebenwirkungen verstärken. Viele PPI-Präparate sind zudem rezeptfrei in der Apotheke erhältlich und werden dementsprechend leichtfertig eingenommen. Zu den bekannten Nebenwirkungen gehören neben Durchfall, Kopfschmerzen und Übelkeit auch Vitamin-B-12-Mangel und eine zu geringe Konzentration von Magnesium im Blut.

Intrinsischer Faktor

Im Gegensatz zu Antazida wie Rennie, die im Magen die Magensäure blockieren, greifen PPI direkt in den Zellstoffwechsel der Schleimhautzellen im Magen ein: Sie hemmen dort die Säureproduktion. In den Schleimhautzellen wird aber auch der Intrinsic Faktor gebildet – das produzierte Glykoprotein kann mit Vitamin B12 aus der Nahrung einen Komplex bilden und somit die Resorption ermöglichen. Fehlt dieses Protein durch PPI-Einnahme, kommt es zu einem Mangel des Vitamins.

Vitamin B12 ist im Körper insbesondere an der Neubildung von Blut und Zellen beteiligt. Außerdem unterstützt Vitamin B12 die Blutbildung, indem es im Organismus gespeicherte Folsäure in seine aktive Form überführt. Der Körper kann dieses Vitamin nicht selbst herstellen und ist auf die Aufnahme aus der Nahrung angewiesen.

Ein Mangel macht sich mit folgenden Symptomen bemerkbar:

  • Blutarmut
  • Blässe
  • vermehrte Müdigkeit
  • Zungenbrennen
  • Kribbeln und Taubheitsgefühle
  • Gangunsicherheit und Verwirrtheit

Patient:innen, die Metformin und/oder PPI-Präparate einnehmen, sollte zusätzlich ein Vitamin B12-Präparat empfohlen werden, um die Mangellage auszugleichen. Vitamin B12 findet sich in tierischen Lebensmitteln. Gute Lieferanten sind Fleisch, Fisch, Eier, Milch und Milchprodukte. In geringen Mengen kann das Vitamin auch in pflanzlichen Produkten enthalten sein, zum Beispiel in Sauerkraut.