Weihnachten mit Kindern

Vergiftungen: Erbrechen kann lebensgefährlich sein 23.12.2025 13:42 Uhr

Berlin - 

Ob Weihnachtsstern, Mistelzweig oder Duftöl: Mit Kleinkindern im Haushalt lauern in der Weihnachtszeit viele Gefahren. Sind potenziell giftige Dinge erst mal im Mund gelandet, sollte schnell gehandelt werden. Aber Achtung: Erbrechen auszulösen, kann lebensgefährlich sein.

Sowohl in der klinischen Toxikologie als auch in der Ersten Hilfe bei Vergiftungsunfällen ist das forcierte Erbrechen – durch den Finger im Hals oder Salzwasser – heute weitestgehend überholt. Mehr noch: In vielen Fällen wäre es sogar lebensgefährlich. Insbesondere in der Weihnachtszeit sind spezifische Gefahrenstoffe im Haushalt präsent.

Kontraindikation für Erbrechen

Weihnachtliche Duftöle mit Inhaltsstoffen wie Zimt, Nelke oder Eukalyptus und Lampenöle für Adventsleuchter haben eine niedrige Oberflächenspannung. Die Gefahr: Beim Erbrechen gelangen kleinste Tröpfchen in die Luftröhre und werden aspiriert. Dies führt unweigerlich zu einer chemischen Lungenentzündung, die oft schwerer verläuft als die eigentliche Vergiftung im Magen.

Schaumbildende Substanzen wie Flüssigseifen und Tenside, wie sie in Reinigungsmittel oder manchen Dekorationsflüssigkeiten vorkommen, schäumen bei Bewegung auf. Die Gefahr: Der Schaum kann beim Erbrechen die Atemwege blockieren oder in die Lunge eindringen, was zu akuter Atemnot und Erstickungsgefahr führt.

Backtriebmittel, wie Hirschhornsalz und ausgelaufene Batterien aus Spielzeugen können ätzend wirken. Die Gefahr: Die Substanz hat bereits beim Schlucken die Speiseröhre geschädigt. Beim Erbrechen wird das Gewebe ein zweites Mal verätzt. Zudem besteht die Gefahr einer Perforation (Durchbruch) der Speiseröhre oder des Magens.

Sollte der oder die Betroffene bereits schläfrig sein oder das Bewusstsein verloren haben, darf niemals Flüssigkeit eingeflößt oder Erbrechen ausgelöst werden. Die Schutzreflexe, wie Husten oder Schlucken können fehlen, und das Erbrochene wird direkt eingeatmet, was zum Erstickungstod führen kann.

Professionelles Management im Notfall

In Notsituationen oder bei Verdacht einer Vergiftung sollen Angehörige dem evidenzbasierten Schema der Giftinformationszentren folgen:

  1. Orale Verdünnung: Sofern die Person bei Bewusstsein ist und keine akute Ätzung vorliegt, soll ein Glas stilles Wasser, Tee oder Saft zu trinken gereicht werden. Dies verdünnt die Substanz im Magen.
  2. Keine Milch: Milch beschleunigt bei vielen fettlöslichen Giften wie bestimmten Pflanzengiften oder ätherische Ölen die Resorption im Darm.
  3. Sicherung der Asservate: Die Reste der Pflanze, die Verpackung oder das Fläschchen sollten aufbewahrt werden. Diese sind für die Identifikation im Krankenhaus essenziell.
  4. Kontaktaufnahme Giftnotruf: Bevor weitere Maßnahmen ergriffen werden, sollte umgehend ein Giftinformationszentrum kontaktiert werden. Expert:innen entscheiden anhand der exakten Menge und Substanz über das weitere Vorgehen.