Gefährdete Frauen gezielt unterstützen

Troponin-Test: Früherkennung einer Risikoschwangerschaft? Sandra Piontek, 21.03.2023 12:43 Uhr

Präeklampsie verursacht einen hohen Blutdruck und Eiweiß im Urin. Foto: Adobestock/ Anna
Berlin - 

Von einer Präeklampsie sind etwa 5 Prozent aller Frauen während der Schwangerschaft betroffen. Dabei kann die Schwangerschaftsvergiftung in schweren Fällen für Mutter und Kind lebensbedrohlich werden. Das Risiko wird derzeit eher unspezifisch anhand von Faktoren wie Diabetes, Übergewicht oder Lebensalter der Mutter ermittelt. Ein Test, der bisher zur Herzinfarktdiagnose genutzt wurde, könnte nun auch Risiko-Schwangeren helfen.

Präeklampsie beschreibt eine der schwerwiegendsten Komplikationen im Verlauf einer Schwangerschaft. Die werdende Mutter entwickelt dabei frühestens nach der 20. Schwangerschaftswoche Bluthochdruck und scheidet über den Urin vermehrt Eiweiß aus. Entgleist die Präeklampsie, wird es für Mutter und Ungeborenes gleichermaßen lebensgefährlich: Es kommt innerhalb sehr kurzer Zeit zu hohem Blutdruck. Weltweit sind zwei von 100 Schwangeren betroffen, die Präeklampsie stellt die häufigste Ursache für eine Frühgeburt des Kindes dar.

Unterschiedliche Verläufe

Die Verläufe können dabei unterschiedlich schwer sein. Eine milde Präeklampsie geht mit Bluthochdruck und Eiweißausscheidung über den Urin einher. Bei einer schweren Präeklampsie hingegen können zum Bluthochdruck und der Eiweißausscheidung auch Schädigungen der Leber, verminderte Anzahl der Blutplättchen, verzögertes Wachstum des Fötus sowie Kopfschmerzen, Sehstörungen und Schmerzen im rechten Oberbauch hinzukommen. Diese Komplikationen müssen möglichst schnell und unbedingt ärztlich überwacht und gegebenenfalls behandelt werden.

Troponin-Test könnte Abhilfe schaffen

Um dieses Risiko besser einzudämmen, könnte ein sogenannter Troponin-Test helfen. Forscher:innen aus Freiburg konnten anhand einer Studie zeigen, dass mittels kommerziell verfügbarer Troponin-Tests Risikopatientinnen wesentlich früher und genauer als bisher identifiziert werden könnten. Dr. Dirk Westermann, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie des Universitätsklinikums Freiburg, stellte kürzlich auf dem Kongress des American College of Cardiology (ACC) in New Orleans eine neue Diagnosemöglichkeit des Präklampsie-Risikos vor.

Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftler:innen insgesamt 3080 Blutproben aus vier internationalen Studien von insgesamt 2293 Schwangeren und stellten fest, dass der „Troponinspiegel im Blut sehr eng mit dem Risiko für eine spätere Präeklampsie zusammen hängt“. Insbesondere schwere Verläufe ließen sich damit vermutlich sehr gut vorhersagen: „Das könnte künftig eine frühe und gezielte Prävention ermöglichen“, so Westermann.

Was sind Troponine?

Troponine gehören zu den Proteinen, die sowohl in Skelett- als auch in Herzmuskelzellen vorkommen. Sie tragen entscheidend zur Kontraktion der Muskelfasern bei. Zudem funktioniert der Eiweißbaustein auch wie ein Regulatorprotein. Kommt es zur Schädigung der Herzmuskelzelle, gelangen Troponinpeptide ins Blut und sind somit nachweisbar.

Kommen mehrere der Risiko-Faktoren zusammen, werden die Schwangeren engmaschig überwacht und erhalten eine medikamentöse Prophylaxe mit Aspirin. Aber nicht alle Frauen mit Risikofaktoren entwickeln auch tatsächlich eine Präeklampsie: „Wir konnten zeigen, dass bei Frauen mit einem niedrigen Troponinspiegel trotz Risikofaktoren keine Präeklampsie auftrat. Rund 40 Prozent der Frauen hätten somit keine engere Betreuung benötigt“, sagt Westermann.

Weitere Studien folgen

Heutzutage können Frauen mit Präeklampsie zwar schon sehr gut behandeln werden, aber „bislang sind die Ursachen der Erkrankung unbekannt, was die Diagnostik deutlich erschwert“, so Dr. Ingolf Juhasz-Böss, Ärztlicher Direktor der Klinik für Frauenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg. „Ein zuverlässiger Test, der eine Präeklampsie-Entwicklung schon früh anzeigen kann, wäre eine große Hilfe.“

Im nächsten Schritt wollen die Forscher:innen ihre Ergebnisse in einer prospektiven Studie überprüfen und die Daten aus dem Troponintest mit anderen Risikofaktoren kombinieren. Auf diese Weise könnte die Sicherheit von Schwangeren und ihren ungeborenen Kindern weiter erhöht werden.