Sterberisiko: Körperfettanteil schlägt BMI 14.08.2025 13:18 Uhr
Der Body-Mass-Index (BMI) ist seit Jahren das Maß der Dinge, wenn es um die Einordnung von Körpergewicht geht – doch sagt er genug über den allgemeinen Gesundheitszustand aus? Forschende der University of Florida haben jetzt untersucht, ob er oder der Körperfettanteil (BF%) das langfristige Sterberisiko genauer vorhersagt.
Die Forschenden wollten herausfinden, ob der in der Medizin weit verbreitete BMI ein verlässlicher Indikator für das 15-Jahres-Sterblichkeitsrisiko bei Erwachsenen im Alter von 20 bis 49 Jahren ist. Zwar wird der Wert seit Langem zur Beurteilung der Körperzusammensetzung genutzt, sein Zusammenhang mit tatsächlichen Gesundheitsrisiken ist jedoch umstritten.
Deshalb verglichen die Forschenden den BMI direkt mit dem Körperfettanteil, um den aussagekräftigeren Messwert zu ermitteln. Auf diese Problematik hatte zuletzt auch die Commission on Clinical Obesity hingewiesen: Sie hält den BMI allein für ungeeignet zur Diagnose von Adipositas und empfiehlt, ihn durch genauere Messungen wie Taillenumfang oder direkte Körperfettmessung zu ergänzen oder zu ersetzen.
Der BMI ist eine einfache Kennzahl aus Gewicht und Körpergröße, die grob einschätzt, ob jemand unter-, normal- oder übergewichtig ist. Er ist schnell berechnet – aber ungenau, weil er nicht zwischen Muskel- und Fettmasse unterscheidet. Der BF% gibt hingegen an, wie viel Prozent des Körpers aus Fett bestehen und liefert damit ein genaueres Bild der Körperzusammensetzung. Er erfordert jedoch spezielle Messmethoden und ist aufwendiger zu bestimmen – dafür aber aussagekräftiger für Fitness- und Gesundheitsbewertung.
Körperfett schlägt BMI
Für die Untersuchung nutzten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Daten aus der National Health and Nutrition Examination Survey, einer großen und landesweit repräsentativen US-Gesundheitsstudie. Dabei wurden Körpergröße und Gewicht, der Körperfettanteil sowie der Taillenumfang gemessen. Als gesund galten ein BMI zwischen 18,5 und 24,9, ein Körperfettanteil unter 27 Prozent bei Männern und unter 44 Prozent bei Frauen sowie ein Taillenumfang unter 102 cm bei Männern beziehungsweise unter 89 cm bei Frauen.
Das Ergebnis fiel laut der Expertinnen und Experten deutlich aus: Weder beim BMI noch bei den BMI-Grenzwerten für Übergewicht und Adipositas ließ sich ein statistisch signifikanter Zusammenhang mit der Gesamtsterblichkeit feststellen. Anders beim Körperfettanteil und beim Taillenumfang: Personen, deren Werte über den festgelegten Schwellen lagen, hatten ein deutlich höheres Risiko, innerhalb von 15 Jahren zu sterben. Besonders stark war der Zusammenhang mit herzbedingten Todesursachen: Hier lag das Risiko bis zu viermal höher als bei Personen mit gesunden Messwerten. Diese Zusammenhänge blieben auch bestehen, nachdem andere Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht oder Lebensstil berücksichtigt wurden.
„Der Körperfettanteil ist ein wesentlich besserer Prädiktor für das Sterblichkeitsrisiko als der BMI. Wer sich nur am BMI orientiert, könnte übersehen, dass auch Menschen mit einem scheinbar normalen BMI gesundheitlich stark gefährdet sein können, wenn ihr Körperfettanteil zu hoch ist“, schreiben die Forschenden. Ihre Einschätzung: „Die Ergebnisse sprechen dafür, in der medizinischen Praxis künftig eher den Körperfettanteil zu messen, um Risiken zuverlässiger einzuschätzen.“
Die Studie mit dem Titel „Body Mass Index vs Body Fat Percentage as a Predictor of Mortality in Adults Aged 20-49 Years“ wurde an der University of Florida durchgeführt und kürzlich in The Annals of Family Medicine veröffentlicht.