HIV-1-Infektionen

Startschuss für Reyataz-Generika APOTHEKE ADHOC, 06.09.2019 10:55 Uhr

Neben Hexal haben auch TAD, Betapharm und Mylan ihr Portfolio um verschiedene Stärken und Packungsgrößen von Atazanavir erweitert. Foto: Hexal
Berlin - 

Kurz nach Ablauf des Patents von Reyataz (Atazanavir, Bristol-Myers Squibb) erweitern einige Hersteller ihr Portfolio im Bereich HIV-Behandlung und bringen entsprechende Generika auf den Markt.

Der Wirkstoff Atazanavir ist ein Protease-Inhibitor, welcher in den Replikationszyklus des Virus‘ eingreift: Dies geschieht, indem das virale Enzym HIV-Protease gebunden wird, welches für die für die Reproduktion essenziell ist. Da keine Vermehrung mehr erfolgen kann, nimmt die Viruslast ab. Die Kombinationstherapie mit Ritonavir, einem zweiten Protease-Hemmer, ist zur Behandlung von HIV-1-infizierten Erwachsenen und Kindern ab sechs Jahren indiziert.

Das Original ist in drei verschiedenen Stärken zu 150 mg, 200 mg und 300 mg als Hartkapsel auf dem Markt. Zudem gibt es ein Pulver à 50 mg zum Einnehmen speziell für Kinder. Die neu auf den Markt gebrachten Generika beziehen sich auf die Applikationsform als Hartkapsel: Neben TAD und Betapharm haben auch Hexal und Mylan ihr Portfolio um verschiedene Stärken und Packungsgrößen erweitert.

Hexal bringt in der Wirkstärke 200 mg eine Packungsgröße mit 60 Stück auf den Markt, in der Wirksärke 300 mg kommen zwei Packungsgrößen mit 30 Stück beziehungsweise 60 Stück in den Handel. Bei TAD und Mylan kommt die Stärke à 300 mg in Packungen zu 30 und 90 Stück. Betapharm bringt zwei Stärken in unterschiedlichen Größen auf den Markt: 200 mg sind in nur einer Packungsgröße von 60 Stück verfügbar, 300 mg in Größen à 12, 30, 60 und 90 Hartkapseln.

Preislich liegen die Generika deutlich unter dem Original: 200 mg von Bristol-Myers Squibb liegen bei 925,82 Euro für die 60er-Packung, Betapharm liegt mit 829,97 Euro etwa 100 Euro darunter, Hexal liegt mit 880,09 Euro auch noch deutlich unter dem Original. Bei den anderen Stärken sieht es ähnlich aus: 300 mg des Originals liegen bei 865,97 Euro für 60 Stück und 2592,22 Euro für 90 Stück. Die N3 von Hexal kostet 1908,02 Euro, TAD liegt bei 1710,79 Euro, bei Betapharm und Mylan sind es sogar nur 1556,46 Euro.

Atazanavir muss dank der langen Halbwertszeit nur einmal täglich oral verabreicht werden: Die empfohlene Dosis für Erwachsene beträgt 300 mg. Die Einnahme wird zu einer Mahlzeit und vorzugsweise zu einem festen Zeitpunkt am Tag empfohlen. Die Dosierung der Kapseln bei Kinder richtet sich nach dem Körpergewicht: Kinder zwischen 15 und 35 kg erhalten 200 mg Atazanavir, ab einem Körpergewicht von 35 kg werden 300 mg verabreicht. Hinzu kommt jeweils die Gabe von 100 mg Ritonavir. Für Kinder ab drei Monaten und mit mindestens 5 kg Körpergewicht gibt es Reyataz auch als Pulver zum Einnehmen.

Die häufigsten Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen, Hautausschläge, Erschöpfungszustände und Gelbfärbung der Augen. Gelegentlich können auch Überempfindlichkeitsreaktionen, Veränderungen des Gewichts, Depressionen, Schlafstörungen, Neuropathie und Bluthochdruck auftreten. Bei HIV-infizierten Patienten mit schwerem Immundefekt kann es außerdem zu Infektionen kommen. Es liegen ebenfalls Berichte über Autoimmunerkrankungen vor.