Bewegung beeinflusst Insulinresistenz

Sport nach 18 Uhr am effektivsten Sandra Piontek, 14.01.2023 08:14 Uhr

joggen am Abend
Sport nach 18 Uhr senkt die Insulinresistenz am effektivsten. Foto: Adobe stock/ ParinPix
Berlin - 

Gezielte Muskelarbeit und die Wirkung des Hormons Insulin sind abhängig voneinander. Wie stark der Zusammenhang zwischen Sport und dem Blutzucker tatsächlich ist, und wann die beste Zeit zum Sporttreiben ist, haben Studien herausgefunden.

Die Floskel „Sport ist Mord“, bestätigt sich nicht: Bewiesen ist, wer regelmäßig Sport treibt, ist besser geschützt vor Übergewicht und kardiovaskulären Erkrankungen als Stubenhocker. Doch beeinflusst die Muskelarbeit auch den Blutzucker und kann womöglich sogar vor Typ-2-Diabetes schützen? Regelmäßige Aktivität verbessert die Blutglukosewerte: Bewegung und Muskelkontraktion und das körpereigene Insulin bewirken eine erhöhte Aufnahme von Glukose aus dem Blut in die Muskelzellen. Eine anhaltende Senkung des Blutglukosespiegels ist die Folge – insbesondere nach einer Mahlzeit.

Sport senkt Blutzucker

Ein Typ-2-Diabetes ist hingegen durch eine gestörte Insulinwirkung und erhöhte Blutzuckerwerte gekennzeichnet. Ist die Aufnahme von Glukose in die Muskelzellen gestört, kann dies bereits ein früher Indikator für eine Diabeteserkrankung sein, ohne das klinische Symptome auftreten. Betroffene können daher durch gezielte körperliche Aktivität den Blutglukosespiegel senken. Das hat zudem eine präventive Wirkung, um einem Fortschreiten der Erkrankung entgegenzuwirken. Bislang war der genaue Zusammenhang dieser Stoffwechselprozesse unklar. Forscher:innen des Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ)haben jedoch einen neuartigen Mechanismus entdeckt. Belegt werden konnte, wie Insulin und die Kontraktion der Muskeln zusammenarbeiten.

Weitere Studien müssen folgen

Dr. Hadi Al-Hasani und Dr. Alexandra Chadt, leitende Forscher:innen am Institut für Klinische Biochemie und Pathobiochemie am DDZ untersuchten Muskelzellen, die eine eingeschränkte Insulinwirkung aufwiesen. In einem experimentellen Modell, welches ebenfalls am DDZ entwickelt wurde, schaltete man mehrere wichtige Gene aus, die für die Weiterleitung des Insulinsignals und die Glukoseaufnahme in die Zelle benötigt werden. „Dabei fanden wir einen alternativen Signalweg, mit dem die Glukoseaufnahme im Muskel auch bei Insulinresistenz und Typ-2-Diabetes aktiviert werden kann. Offenbar enthalten Muskelzellen mehrere Signalwege, die für die Aufnahme von Glukose aus dem Blut benötigt werden“, erläutert Chadt in der Veröffentlichung der Studie.

„Dieser Signalweg, den wir wissenschaftlich als AMPK/Rac1 bezeichnen, stellt eine Art natürlichen Reservemechanismus dar und könnte für die Entwicklung neuartiger Wirkstoffe für die Behandlung von Insulinresistenz und Diabetes genutzt werden“, so Al-Hasani. Die Rolle dieses Mechanismus bei der Entwicklung von verschiedenen Subtypen des Diabetes sei insbesondere bei geringer Verbesserung der Blutglukose durch regelmäßigen Sport interessant und sollte in künftigen Studien weiter untersucht werden. Das DDZ betreibt zur weiteren Beobachtung in einem hauseigenen Fitness-Studio für Proband:innen intensive Forschung im Bereich Sport und dessen Einfluss auf den Diabetes.

Sport nach 18 Uhr am effektivsten

Das Sport die Entwicklung einer Fettleber und Typ-2-Diabetes verhindern kann, zeigt auch eine niederländische Studie (Epidemiology of Obesity), an der knapp 1000 Erwachsene mit einem Durchschnittsalter von 56 Jahren teilnahmen. Die Ergebnisse der Forscher:innen belegen, wie wichtig regelmäßige Bewegungseinheiten wie Radfahren, Walking oder auch Gartenarbeit sind.

Jeroen van der Velde, Studienautor und sein Team konnten zudem zeigen, dass die Tageszeit, an der die Teilnehmer Sport trieben, einen deutlichen Einfluss auf die Insulinresistenz hatte. Eine Aktivität vor allem am Nachmittag bis 18 Uhr verringerte die Insulinresistenz um 18 Prozent stärker als im Vergleich zu denjenigen, die über den ganzen Tag verteilt in Bewegung waren. Besonders günstig zeigte sich Sport nach 18 Uhr. Die Insulinresistenz war dann sogar um 25 Prozent niedriger. Auf den Fettgehalt der Leber hatte die Tageszeit der körperlichen Aktivität dagegen keinen Einfluss.