Seit Corona: 20 Prozent mehr Infekte bei Kindern 31.05.2025 08:59 Uhr
Seit der Covid-19-Pandemie hat sich das Auftreten akuter Atemwegsinfektionen in Deutschland deutlich verändert. Besonders Kinder und Erwachsene bis 65 Jahre suchten in den Jahren 2022 und 2023 häufiger ärztliche Hilfe wegen entsprechender Beschwerden auf. Neue Daten zeigen, dass die Belastung der Arztpraxen vor allem in den Sommermonaten spürbar gestiegen ist.
In einer aktuellen Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) untersuchten Forschende die Entwicklung der Behandlungsprävalenz akuter Atemwegsinfektionen in Deutschland im Zeitraum von 2014 bis 2023 auf Basis vertragsärztlicher Abrechnungsdaten nach § 295 Sozialgesetzbuch (SGB V). Analysiert wurden die 15 häufigsten Atemwegserkrankungen sowie Covid-19, differenziert nach Altersgruppen und Zeiträumen vor, während und nach der Pandemie. Die jährliche und quartalsbezogene Behandlungsprävalenz wurde sowohl einzeln als auch als gepoolte Prävalenz berechnet.
In den Jahren 2020 und 2021 war demnach ein deutlicher Rückgang der Behandlungsprävalenz zu beobachten. Die niedrigsten Werte wurden im zweiten Quartal 2020 gemessen, während das Jahr 2022 mit 44,5 Prozent den höchsten Stand im gesamten Beobachtungszeitraum erreichte. Auch 2023 lag der Anteil mit 39,5 Prozent noch deutlich über dem vorpandemischen Niveau von 34,7 Prozent im Jahr 2019. Auffällig war der besonders starke Anstieg der Arztkonsultationen aufgrund von Atemwegsinfektionen in den Sommerquartalen der Jahre 2022 und 2023 im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie.
Kinder besonders betroffen
Bei Kindern bis fünf Jahre zeigte sich auch von 2022 auf 2023 ein weiterer Anstieg der Behandlungsprävalenz. Grundschulkinder und Erwachsene bis 65 Jahre waren seit 2022 rund 20 Prozent häufiger mit Atemwegserkrankungen in ärztlicher Behandlung als noch 2019. In allen anderen Altersgruppen war im gleichen Zeitraum ein Rückgang zu beobachten. Bei den über 65-Jährigen lag die Behandlungsprävalenz im Jahr 2023 um vier Prozent unter dem Wert von 2019.
Fünf der untersuchten 15 Erkrankungen traten 2023 häufiger auf als 2019: akute Infektionen der oberen Atemwege, akute Infektionen der unteren Atemwege, Rhinopharyngitis, Tonsillitis und Viruspneumonie. Akute Infektionen der oberen Atemwege wurden 2022 bei 36 Prozent der Versicherten diagnostiziert und blieben auch 2023 mit 29 Prozent auf hohem Niveau. In vielen Fällen wurde Covid-19 im gleichen Quartal zusätzlich festgestellt. Die Diagnose Covid-19 selbst war 2022 mit einer Behandlungsprävalenz von 26,9 Prozent die zweithäufigste, 2023 sank dieser Wert auf 7,6 Prozent.
Kodierverhalten und Krankschreibungen
Die häufigste Diagnosegruppe bei akuten Atemwegsinfektionen war die unspezifische Entzündung der oberen Atemwege, die häufig auch bei Krankschreibungen verwendet wird. Veränderungen in der Kodierpraxis und eine verstärkte Nutzung telefonischer Krankschreibungen werden im Bericht als mögliche Ursachen genannt. Die Daten zeigen zudem, dass bei Kindern besonders häufig Mandelentzündungen und akute Infektionen der unteren Atemwege auftraten. Bei beiden Erkrankungen wurden 2023 die höchsten Werte im Beobachtungszeitraum erreicht, während Erkältungsschnupfen bereits 2022 einen Höchststand hatte und 2023 leicht zurückging.
Die Studie trägt den Titel „Akute Atemwegsinfektionen vor, während und nach der Covid-19-Pandemie“ und wurde im Rahmen des Versorgungsatlas vom Zi veröffentlicht.