Neurodegenerative Erkrankungen

Schlafmangel kann Alzheimer begünstigen Alexandra Negt, 31.01.2020 14:19 Uhr

In einer aktuellen Studie untersuchten schwedische Forscher die Auswirkungen von Schlafmangel auf die Entstehung der Alzheimer Krankheit. Foto: MPG
Berlin - 

Zu wenig Schlaf wirkt sich negativ auf den Körper aus. Insbesondere bei älteren Menschen finden sich bei anhaltendem Schlafmangel auffällige Blutwerte. Das Level der Tau-Proteine, die an der Entstehung von Morbus Alzheimer beteiligt sind, steigt im Blutplasma bereits nach wenigen Nächten mit zu wenig Schlaf an. Liegt es vermehrt vor, so verändert es sich in seiner chemischen Struktur. Dadurch kann das Protein funktionslos werden – der Nährstofftransport zu den Nervenzellen ist nicht mehr ausreichend gesichert.

Schwedische Forscher beschäftigten sich mit der Frage, ob akuter Schlafmangel die Spiegel von im Plasma messbaren, mit Alzheimer assoziierten Biomarkern bei jungen Erwachsenen beeinflusst. Eine Gruppe von Wissenschaftlern um Dr. Christian Benedict vom Institut für Neurowissenschaften an der Universität Uppsala untersuchte dafür 15 junge Männer in zwei standardisierten Studienphasen.

Die Teilnehmer waren im Durchschnitt 22 Jahre alt. In der ersten Studienphase wurden die Probanden aufgefordert, ihren gewohnten Schlafrhythmus beizubehalten. Im zweiten Abschnitt mussten sie dann auf Schlaf verzichten – jede zweite Nacht blieben sie wach. Ein typischer Biomarker für die Entstehung der Alzheimer-Krankheit sind Tau-Proteine. Die Forscher bestimmten die Protein-Plasmaspiegel am Abend und am Morgen nach jeder Intervention.

Die Analyse zeigte einen Anstieg der Werte: Die Konzentration nach Schlafmangel war um über 17 Prozent höher als nach einer normalen Nacht. Ein weiterer Biomarker, der untersucht wurde, war Amyloid beta. Diese im Körper natürlich vorkommenden Proteine können im gesunden Gehirn problemlos gespalten und abgebaut werden. Bei Alzheimer-Erkrankten ist dieser Stoffwechselvorgang gestört und die Eiweiße sammeln sich als langkettige, giftige Oligomere an. Schlafmangel scheint hier keinen Einfluss zu haben – die Werte blieben auch nach wachen Nächten konstant.

Ob Schlafmangel tatsächlich die Entstehung der Alzheimer-Krankheit begünstigt, konnte die Studie nicht zeigen. Es konnte jedoch eine mögliche Schädigung des Gehirns festgemacht werden. Die Ergebnisse zeigen, dass Schlafmangel die Plasmaspiegel des Gehirns verändern kann. Die Wissenschaftler betonen, dass die Ergebnisse in größeren Kohorten geprüft werden müssen, auch hingehend der Bedeutung für einen längerfristigen Schlafmangel und Störungen im zirkadianen Rhythmus, beispielsweise bei Schichtarbeitern.

Morbus Alzheimer

Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz und aktuell nicht heilbar. Die Krankheit geht mit strukturellen Veränderungen im Gehirn einher. Zu Beginn der Erkrankung verändern sich die Synapsen, sodass eine reibungslose Impulsweitergabe zwischen den einzelnen Neuronen nicht mehr stattfinden kann. Bei Voranschreiten der Erkrankung sterben einzelne Nervenzellen ab, dieser Vorgang ist irreversibel. Deshalb kommt es im Laufe der Krankheit zu einer immer stärkeren Symptomatik. Verwirrtheitszustände und Vergesslichkeit nehmen zu. Oftmals sind die Betroffenen aggressiv, unruhig und depressiv.

Alzheimer als Form der Demenz

Im alltäglichen Sprachgebrauch werden die beiden Begriffe häufig parallel verwendet, dabei handelt es sich bei Alzheimer um eine bestimmte Form der Demenz. Bei zwei Dritteln aller Erkrankungen handelt es sich um Morbus Alzheimer. Insgesamt sind über 50 Formen bekannt, darunter die vaskuläre Demenz, die frontotemporale Demenz und die Lewy-Körperchen-Demenz.