Sachverständigenausschuss

OTC-Switch für Corticoid-Nasensprays APOTHEKE ADHOC, 21.01.2016 10:05 Uhr

Berlin - 

Corticoidhaltige Nasensprays sollen rezeptfrei werden. Der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht empfiehlt, neben Beclomethason auch die Wirkstoffe Mometason und Fluticason zur Heuschnupfen-Behandlung als Nasenspray für die Selbstmedikation freizugeben. Allerdings ist die Anwendung auf Erwachsene beschränkt und soll nach Erstdiagnose durch einen Arzt erfolgen.

Bislang ist nur Beclometason zur nasalen Anwendung rezeptfrei erhältlich. Der Wirkstoff war bereits 1997 aus der Verschreibungspflicht entlassen worden. Allerdings dürfen nur Produkte in die Sichtwahl gestellt werden, die zur „Kurzzeitbehandlung von Heuschnupfen (saisonale allergische Rhinitis)“ zugelassen sind. Heißt die Indikation „Vorbeugung und Behandlung der saisonalen und perennialen allergischen Rhinitis“, ist das Rhinologikum selbst bei gleicher Wirkstärke verschreibungspflichtig.

Der Sachverständigenausschuss hatte bereits im vergangenen Sommer beziehungsweise im Januar 2015 empfohlen, auch Fluticason und Mometason in bestimmten Grenzen aus der Rezeptpflicht zu entlassen. Umgesetzt hatte das Bundegesundheitsministerium (BMG) dies nicht. Mometason war bislang allgemein für die „symptomatische Behandlung der saisonalen allergischen Rhinitis“, Fluticason sogar für die „Prophylaxe und Behandlung der allergischen Rhinitis“ angezeigt.

Mit der aktuellen Empfehlung, alle drei Wirkstoffe freizugeben, macht der Sachverständigenausschuss dem BMG die Entscheidung einfacher. Denn mit dem OTC-Switch sollen auch die Indikationen vereinheitlicht werden: Die Corticoide sollen nach dem Willen der Experten zukünftig „zur intranasalen Anwendung zur symptomatischen Behandlung der saisonalen allergischen Rhinitis, nach der Erstdiagnose einer saisonalen allergischen Rhinitis durch einen Arzt“ rezeptfrei einsetzbar sein. Ein prophylaktischer Gebrauch ist allerdings nicht vorgesehen.

Pharmazeutisch gesehen ist die Angleichung nachvollziehbar: Alle drei Corticoide sind in ihrer Wirkung vergleichbar und werden bei ähnlichen Beschwerden eingesetzt. In der Sichtwahl gibt es Otriven Allergie Aktiv (Novartis), Ratioallerg (Ratiopharm) und Rhinivict nasal (Dermapharm).

Mometason ist laut Arzneiverordnungsreport im Rx-Bereich das mit weitem Abstand führende Glucocorticoid zur nasalen Anwendung. Von den insgesamt 126 Millionen im vergangenen Jahr auf Kassenrezept verordneten Tagestherapiedosen (DDD) entfielen 59 auf den Wirkstoff. Neben dem Original Nasonex von MSD Sharp & Dohme gibt es verschiedene Generika.

Fluticason spielt mit 12 Millionen DDD eine untergeordnete Rolle; neben Avamys und Flutide nasal von GlaxoSmithKline (GSK) gibt es Generika von Teva und Cipla. Dazu kommt Dymista (Fluticason/Azelastin) mit 3 Millionen DDD. Auf Beclometason entfallen im Rx-Bereich 10 Millionen DDD, weitere nasal angewendete Corticoide sind Budesonid (31 Millionen DDD) sowie Flunisolid (7 Millionen DDD), Triamcinolon (3 Millionen DDD) und Dexamethason (0,6 Millionen DDD).