Naturschutz

Sammeln bedroht Heilpflanzen dpa, 23.06.2015 10:17 Uhr

Gland - 

Die Liste der gefährdeten Tiere und Pflanzen ist trotz einiger Erfolge wieder länger geworden. Das ungezügelte Sammeln von Heilpflanzen wird zur Gefahr. Auch der Löwe leidet.

Weltweit ist die Zahl der vom Aussterben bedrohten Tiere und Pflanzen binnen Jahresfrist um mehrere Hundert auf fast 23.000 gestiegen. Neben der Zerstörung des Lebensraumes spiele auch das viel zu intensive Sammeln von Pflanzen für medizinische Zwecke eine unrühmliche Rolle, teilte die Weltnaturschutzunion IUCN bei der Vorlage ihrer neuesten Roten Liste mit.

In Indien seien nun 44 als medizinisch wirksam geltende Pflanzen als bedroht eingestuft worden. Ihre Wurzeln und Knollen würden in großen Mengen in der Ayurvedischen Medizin und in der Homöopathie eingesetzt.

Zu den Erfolgsgeschichten zählt die Organisation die Entwicklung beim Iberischen Luchs. Dessen Bestand habe sich binnen zehn Jahren auf 150 erwachsene Tiere verdreifacht.

„Die neue Rote Liste bestätigt, dass wirksamer Schutz außerordentliche Ergebnisse zeitigt“, sagte IUCN-Direktorin Inger Andersen. Insgesamt sieht es jedoch weniger gut aus. Gründe für die kritische Situation einzelner Pflanzen und Tiere seien in vier von fünf Fällen der Verlust und die Verarmung des Lebensraums, der illegale Handel und die Verdrängung durch andere Arten.

Unter den Pflanzen seien viele Frauenschuharten in den asiatischen Tropen extrem bedroht. Zwar stünden die Orchideen unter dem Artenschutz-Abkommen Cites. Aber mangels strafrechtlicher Verfolgung blühe der illegale Handel, hieß es. Auch wenn es die Pflanzen in künstlichen Kulturen gebe, bedeute ihr Verlust in der Wildnis eine erhebliche Verarmung für die genetische Vielfalt.

Die Liste müsse ein Weckruf sein, der an die zunehmende Verwundbarkeit der Natur erinnere, meinte Andersen. Insgesamt hat der aktuelle Bericht mehr als 77.000 Arten genau auf ihre Gefährdung untersucht. Die Rote Liste gilt als wichtiger Indikator für den Zustand der Natur.

Zu den immer bedrohteren Arten zählen laut IUCN die Afrikanische Goldkatze, der Neuseeländische Seelöwe und auch der Löwe. Trotz einiger Schutz-Erfolge im südlichen Afrika gingen die Löwen-Bestände im Westen und Osten des Kontinents deutlich zurück, beklagte die Weltnaturschutzunion.

Zu den Gründen zählten die Konflikte mit den Siedlern und Bauern sowie ein Rückgang bei den Beutetieren durch übermäßige Jagd. Eine zunehmende Gefahr für die Bestände des „Königs der Tiere“ sei auch der Handel mit Knochen und anderen Körperteilen für medizinische Zwecke. In der Region und auch in Asien werde Medizin aus Teilen des Löwen geschätzt.

Eine gute Nachricht haben die Naturschützer, was den Guadalupe-Seebären angeht. Von nur wenigen hundert Exemplaren in den 1950er Jahren hätten sich die Bestände im südlichen Kalifornien heute auf 20.000 erholt.