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Reflux: Risiko unter GLP-1-Therapie erhöht 05.08.2025 09:00 Uhr

Berlin - 

GLP-1-Rezeptor-Agonisten (kurz GLP-1-RA) wie Semaglutid oder Tirzepatid werden erfolgreich zur Behandlung von Typ-2-Diabetes und Adipositas eingesetzt, könnten aber unerwünschte Nebenwirkungen auf den Magen-Darm-Trakt haben. Eine große Kohortenstudie mit Daten aus dem Vereinigten Königreich hat nun gezeigt, dass diese Wirkstoffe mit einem erhöhten Risiko für Refluxkrankheiten verbunden sein können - insbesondere im Vergleich zu SGLT-2-Inhibitoren wie Empagliflozin.

GLP-1-RA verlangsamen die Magenentleerung – ein Effekt, der bei der Behandlung von Typ-2-Diabetes durchaus erwünscht ist, aber auch Nebenwirkungen mit sich bringen kann. Die verzögerte Verdauung gilt als möglicher Auslöser für die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD), bei der Magensäure in die Speiseröhre aufsteigt und Beschwerden wie Sodbrennen verursacht.

Ob GLP-1-Präparate das Refluxrisiko tatsächlich erhöhen, war bisher unklar. Ein kanadisches Forschungsteam hat dies nun in einer großen Kohortenstudie untersucht und das Risiko mit dem unter SGLT-2-Inhibitoren verglichen – blutzuckersenkenden Mitteln, die über die Niere wirken und auch positive Effekte auf Herz, Gewicht und Blutdruck zeigen. Bekannte Wirkstoffe sind Empagliflozin und Dapagliflozin.

Mehr Reflux unter GLP-1-Therapie

Die Studie stützte sich auf Daten aus der U.K. Clinical Practice Research Datalink (CPRD) und verglich Erwachsene mit Typ-2-Diabetes, die zwischen 2013 und 2021 neu mit einem GLP-1-RA oder einem SGLT-2-Inhibitor behandelt wurden.

Ziel war es, das Risiko für eine neu auftretende Refluxkrankheit und deren Komplikationen über einen Zeitraum von drei Jahren zu bewerten. Insgesamt wurden rund 25.000 Personen unter GLP-1-Therapie mit knapp 90.000 SGLT-2-Nutzenden verglichen.

Das Risiko für GERD lag in der Gruppe mit GLP-1-Präparaten um 27 Prozent höher, mit 0,7 zusätzlichen Fällen pro 100 Personen. Auch refluxbedingte Komplikationen traten unter dieser Behandlung häufiger auf: Das relative Risiko war um 55 Prozent erhöht, entsprechend 0,8 zusätzlichen Fällen pro 1000 Personen. Die Aussagekraft der Ergebnisse ist allerdings durch fehlende Daten zu Lebensstilfaktoren eingeschränkt.

Die Analyse legt nahe, dass die Anwendung von GLP-1-RA im Vergleich zu SGLT-2-Inhibitoren mit einem erhöhten Risiko für GERD und deren Komplikationen verbunden ist. Ärztinnen und Ärzte sollten diesen möglichen Nebeneffekt berücksichtigen, um frühzeitig geeignete präventive oder therapeutische Maßnahmen ergreifen zu können.

Die Studie mit dem Titel „Glucagon-Like Peptide-1 Receptor Agonists and Risk for Gastroesophageal Reflux Disease in Patients With Type 2 Diabetes: A Population-Based Cohort Study“ wurde von Forschenden der McGill University und weiteren kanadischen Institutionen durchgeführt und in den Annals of Internal Medicine veröffentlicht.