Riskante Wirkstoffe für Senior:innen

Priscus-Liste aktualisiert: 177 problematische Wirkstoffe APOTHEKE ADHOC, 12.01.2023 12:58 Uhr

Antidiabetika, Analgetika & Co.: Die überarbeitete Priscus-Liste ist mit insgesamt 177 Wirkstoffen mehr als doppelt so lang wie die originale Fassung. Foto: perfectlab/AdobeStock
Berlin - 

Im Alter kommt es nicht selten zu einer Polymedikation. Senior:innen sind für eine erhöhte Nebenwirkungsrate besonders gefährdet. Die Priscus-Liste soll dabei helfen, die Arzneimitteltherapie älterer Patient:innen zu optimieren, um Risiken zu vermeiden. Kürzlich wurde die Liste von Expert:innen überarbeitet – sie umfasst nun mehr als doppelt so viele Wirkstoffe wie die originale Priscus-Liste. Die gelisteten Substanzen stammen aus den verschiedensten Arzneimittelgruppen.

Verschiedene Wirkstoffe können im Alter besonders problematisch sein: Im Zusammenspiel ergeben sich vermehrt Nebenwirkungen wie Schwindel, starke Blutdruckabfälle oder ein erhöhtes Sturzrisiko. Nicht selten ist auch das Risiko für eine Hospitalisierung erhöht. Die Priscus-Liste soll für die medikamentöse Therapie der Altersklasse ab 65 Jahren eine Hilfestellung sein: Sie umfasst Wirkstoffe, welche potenziell inadäquat für Senior:innen sind.

Umfassende Aktualisierung erfolgt

In Deutschland wurde die Liste erstmals 2010 veröffentlicht. Nun wurde die Auflistung überarbeitet und aktualisiert: 133 neue Wirkstoffe sind hinzugekommen, insgesamt umfasst die Liste nun 177 „potenziell inadäquate Medikationen im Alter“ (PIM). Die Wirkstoffe wurden von Expert:innen im Rahmen eines Delphi-Verfahrens ausgearbeitet. Nun sollen die identifizierten Substanzen zusätzlich durch systematische Reviews untermauert werden. Expert:innen hielten die Überarbeitung bereits länger für dringend erforderlich.

Unter den PIM befinden sich zahlreiche bekannte Vertreter aus den unterschiedlichsten Bereichen: Darunter orale Antidiabetika wie Glibenclamid und Glimepirid, Herzmedikamente wie Digoxin, Antihypertensiva wie Clonidin und Moxonidin, sowie die Antiepileptika Phenytoin, Carbamazepin und Primidon. Die PIM erstrecken sich weiterhin über Antiparkinsonmittel (z.B. Amantadin, Pramipexol), Antipsychotika (z.B. Levomepromazin, Chlorprothixen, Haloperidol, Pipamperon, Melperon) sowie Anxiolytika, Hypnotika und Sedativa.

Bei einigen Wirkstoffen wurden enge Zeitfenster für die Behandlungsdauer festgelegt. So sollten beispielsweise Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) für maximal acht Wochen zum Einsatz kommen. Ähnliche Beschränkungen gibt es für zahlreiche Analgetika wie Ibuprofen und Naproxen. In einigen Fällen wurden auch Höchstdosen für die betroffenen Wirkstoffe festgelegt.

Einige Wirkstoffe aus der ursprünglichen Liste wurden hingegen nicht mehr gelistet, weil sie vom Markt genommen wurden oder aufgrund von Alternativen kaum noch zum Einsatz kommen. Auch der Wirkstoff Nitrofurantoin wurde nicht mehr als PIM bewertet. Die überarbeitete Priscus-Liste ist mit insgesamt 177 Wirkstoffen mehr als doppelt so lang wie die originale Fassung. Mittlerweile wird innerhalb der Wirkstoffklassen differenziert, um noch gezieltere Aussagen zu den einzelnen Wirkstoffen treffen zu können.