Preisverhandlungen

Hemangiol wird 16 Prozent günstiger APOTHEKE ADHOC, 15.07.2015 15:12 Uhr

Berlin - 

Der GKV-Spitzenverband und Pierre Fabre haben sich auf einen Erstattungspreis für das Propranolol-Präparat Hemangiol geeinigt. Das Kinderarzneimittel war das erste, das vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) die Bestnote in der frühen Nutzenbewertung erhalten hatte. Trotz des erheblichen Zusatznutzens sinkt der Preis um rund 16 Prozent – von 227,63 auf 196,69 Euro im Einkauf.

Propranolol wird klassischerweise zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt. Seit April 2014 ist der Betablocker unter dem Handelsnamen Hemangiol auch zum Einsatz bei Säuglingen zugelassen, die ein behandlungsbedürftiges proliferatives infantiles Hämangiom haben. Laut Hersteller sind hierzulande 1670 bis 7000 Kinder betroffen.

Bei Patienten mit einem Hämangiom, bei dem die Gefahr von bleibenden Narben oder Entstellung besteht, kann Propranolol laut G-BA eine Heilung der Erkrankung herbeiführen. Zwar sei ein größerer Schaden, was Infektionen und parasitäre Erkrankungen sowie Diarrhö angehe, nicht ausgeschlossen. Die Risiken rechtfertigten aber keine Herabstufung. Bei drei weiteren Indikationen bescheinigte der G-BA dem Präparat einen nicht quantifizierbaren Zusatznutzen.

Die Lösung enthält 3,75 mg/ml und kostete die Kassen mit ehemals 289,13 Euro für 120 ml ein Vielfaches der klassischen Präparate in Tablettenform. Häufige Nebenwirkungen sind Bronchitis, Schlafstörungen sowie Verdauungsstörungen, Erytheme und Hypotonie.

Der Verkaufspreis ist um 13 Prozent auf 251,21 Euro gesunken, liegt also 37,92 Euro unter dem ehemaligen Wert. Der neue Preis ist heute in Kraft getreten – gut sechs Wochen vor Ablauf der gesetzlichen Frist. Außerdem wurde zwischen den Verhandlungspartner eine Praxisbesonderheit vereinbart. Sowohl die Kassen als auch Hersteller Pierre Fabre bezeichneten die Gespräche und ihr Ergebnis als „konstruktiv und fair“.

Die vorzeitige Gültigkeit von Erstattungsbetrag und Praxisbesonderheit stelle zügig sicher, so die Vertragspartner, dass betroffene Kindern mit dem zugelassenen Arzneimittel Hemangiol® bestmöglich und zu angemessenen Preisen versorgt werden können.

Hemangiol wird laut Fachinformation bei Säuglingen ab fünf Wochen eingesetzt; zu Therapiebeginn sollten die Kinder nicht älter als fünf Monate sein. Die Behandlung sollte sechs Monate dauern; die therapeutische Dosis liegt bei zweimal 1,5 mg/kg Körpergewicht pro Tag. Sowohl zu Beginn als auch zum Ende der Therapie sollte die Dosis entsprechend angepasst werden.

Bei infantilen Hämangiomen handelt es sich überwiegend um gutartige vaskuläre Tumore mit unkomplizierten klinischen Verläufen, die jedoch in Abhängigkeit von Ort und Größe mit Komplikationen wie der Entstehung von Geschwüren, Blutungen, zurückbleibenden Narben bis hin zu lebensbedrohender Atem- oder Herzinsuffizienz verbunden sein können. Die bisherigen Behandlungsmöglichkeiten umfassen abwartendes Vorgehen, operative Eingriffe oder bei schweren Verläufen eine Therapie mit Kortison, die allerdings mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden ist.