Pneumokokken-Impfstoff

Pneumosil für Entwicklungsländer Alexandra Negt, 30.12.2019 08:20 Uhr

Ein neuer, kostengünstigerer Pneumokokken-Impfstoff könnte Millionen Kindern in Entwicklungsländern helfen. Die bislang erhältlichen Impfstoffe sind zu hochpreisig, sodass jährlich zahlreiche Kinder an einer Lungenentzündung sterben.
Berlin - 

Das Serum Insitute of India hat einen neuen Pneumokokken-Impfstoff entwickelt – Pneumosil soll als preisgünstige Alternative Kindern in Entwicklungsländern weltweit zu Verfügung stehen. Der angestrebte Gavi-Preis liegt bei 2 US-Dollar pro Dosis. Für zahlreiche Länder könnte dies ein entscheidender Schritt in der Pneumonie-Prävention sein. Jedes Jahr sterben fast eine Million Kinder weltweit an Lungenentzündungen – die Erkrankung ist für ein Viertel aller Todesfälle bei unter Fünfjährigen verantwortlich.

Ärzte ohne Grenzen fordert seit Jahren einen günstigeren Impfstoff gegen Lungenentzündung. Sie fordern, dass der Preis die Grenze von 5 Dollar pro Kind nicht überschreitet. „Der neue und günstigere Impfstoff des indischen Herstellers Serum Institute of India wird endlich den langjährigen Würgegriff der Pharmaunternehmen Pfizer und GSK durchbrechen“, so ein Mediziner des Vereins. Das bedeute, dass mehr als 55 Millionen Kinder weltweit die Möglichkeit einer Impfung erhalten könnten. „Viele dieser Kinder leben in Ländern mit mittlerem Einkommen, die nicht von den von Gavi ausgehandelten Sonderpreisen profitieren können.“

Das Serum Institute of India ist der weltweit größte Impfstoffhersteller, gemessen an der Anzahl der produzierten Impfdosen. Die bislang erhältlichen Impfstoffe sind für einzelne Länder zu kostenintensiv, sodass Kinder keinen Impfschutz erhalten können. Das Pneumosil-Projekt ist eine Weiterführung der früheren Zusammenarbeit des Serum Institute mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Path (Vereinigung für Chancengleichheit im weltweiten Gesundheitswesen) und anderen Partnern. Damals wurde ein Meningokokken-Serogruppe-A-Impfstoff entwickelt. MenAfriVac steht seitdem zur Beseitigung von Meningitis-A-Epidemien in Afrika zu Verfügung. Das Serum Institute fördert parallel laufende klinische Studien in Indien, um eine Zulassung der Impfstoffe auf nationaler Ebene zu erlangen. Auch in Indien profitieren die Menschen von den von Gavi ausgehandelten Sonderpreisen.

Die Impfallianz Gavi ist eine weltweit tätige öffentlich-private Partnerschaft mit Sitz in Genf. Ihr Ziel ist es, den Zugang zu Impfungen gegen vermeidbare lebensbedrohliche Krankheiten in Entwicklungsländern zu verbessern. Das Bündnis arbeitet mit verschiedenen Partnern zusammen: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO), Unicef und die Bill & Melinda Gates Foundation sind wichtige Teilhaber. Gegründet wurde Gavi im Jahr 2000. Ziel war es, die seit Ende der 90er-Jahre stagnierenden, zum Teil rückläufigen Impfraten in armen Ländern zu erhöhen. Anfängliche stellte die Bill & Melinda Gates Foundation 750 Millionen US-Dollar zur Verfügung, um Kinder in Entwicklungsländern mit Impfstoffen zu versorgen.