Thromboinflammatorische Komplikationen

Phosphatidylserin: Biomarker für Covid-Schweregrad? Cynthia Möthrath, 29.12.2021 08:52 Uhr

Ein spezielles Oberflächenprotein könnte als Biomarker zur Einschätzung des Erkrankungs-Schweregrades von Covid-19 herangezogen werden. Quelle: Connect world/Shutterstock.com
Berlin - 

Bei einem schweren Verlauf von Covid-19 kommt es zu überschießenden Immunreaktionen, welche mit thrombotischen Ereignissen einhergehen können. Sie gelten als Hauptursache für Mortalität bei Covid-Patient:innen. Ein bestimmtes Oberflächenprotein könnte nun als Indikator für derartige Komplikationen dienen und frühzeitig warnen.

Noch immer ist nicht abschließend geklärt, wie es zu den thromboinflammatorischen Prozessen bei Covid-19 kommt. Man weiß mittlerweile jedoch, dass viele Patient:innen einen sogenannten „Zytokinsturm“ entwickeln: Dabei handelt es sich um eine Überreaktion des Immunsystems, die mit einer erhöhten Bildung von entzündungsrelevanten Zytokinen einhergeht und somit zu einer systemischen Entzündungsreaktion führt. Dadurch kann es bei Covid-19 zu schweren und zum Teil lebensbedrohlichen Atemwegs-Komplikationen kommen. Außerdem kann die Blutgerinnung aktiviert werden, wodurch Thrombosen entstehen.

Biomarker zeigt Schweregrad an

Das Oberflächenprotein Phosphatidylserin könnte nun ein wichtiger Biomarker werden: Es befindet sich auf der Zelloberfläche von biologischen Membranen und gilt als Marker für sterbende Zellen. Ein Team der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) untersuchte die Proben von 54 Patient:innen aus dem eignenen Covid-19-Register und verglich sie mit Proben von gesunden und genesenen Spender:innen.

Dabei stellten die Forscher:innen fest, dass es während der aktiven Phase der Covid-Erkrankung zu erhöhten Werten des Oberflächenproteins kommt. Die Höhe korrelierte dabei mit dem Schweregrad der Erkrankung. „Damit könnte Phosphatidylserin als Signalgeber für fehlgeleitete entzündliche Prozesse oder Störungen der Blutgerinnung bei Covid-19 dienen und typische Veränderungen bei Covid-19 triggern“, vermutet der LMU-Wissenschaftler Thomas Brocker vom Biomedizinischen Centrum.

Besser als bisherige Labormarker

Die Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass Phosphatidylserin als Biomarker zum Einsatz kommen könnte, um den Schweregrad bei Patient:innen mit Covid-19 besser abschätzen zu können. Nach der Diagnose sei es bei den Erkrankten wochenlang zu einer Exprimierung von Phosphatidylserin durch Blutzellen gekommen. Bei den Untersuchungen übertraf Phosphatidylserin etablierte Labormarker für Entzündungsvorgänge im Körper, für Leukozyten und für Gerinnungsfaktoren, die momentan zur klinischen Bewertung von Covid-19 herangezogen werden.