Vergleich zu Biontech- oder Moderna-Geimpften

Novavax: Schwächere Immunantwort Sandra Piontek, 05.08.2022 13:04 Uhr

Blaue Handschuhe halten Impfstoffampulle
Verglichen mit mRNA-Impfstoffen war die Wirkung der Antikörper bei einer Impfung mit Novavax gegen Virusvarianten eingeschränkt. Foto: Vladimka production/ shutterstock.com
Berlin - 

Novavax-Geimpfte reagieren laut einem Preprint-Artikel von Immunologie-Professorin Martina Sester mit einer geringeren Anzahl an Antikörpern und T-Zellen im Vergleich zu Biontech- oder Moderna-Geimpften. Gegenüber den mRNA-Impfstoffen war die Wirkung der Antikörper gegen Virusvarianten eingeschränkt.

Bereits im Februar wurde der Covid19-Impfstoff von Novavax in Deutschland zugelassen. „Als der Nuvaxovid-Impfstoff der Firma Novavax ab März im Saarland verimpft wurde, haben wir sofort nach Probanden für eine Studie gesucht. Dies erwies sich als etwas schwieriger als bei vorherigen Studien, weil bereits sehr viele Menschen geimpft waren und nach dem ersten Ansturm in den Impfzentren die Nachfrage nach dem Impfstoff rasch wieder nachließ“, erläutert Sester. Das Bundesgesundheitsministerium gibt an, das bisher rund 135.000 Novavax-Impfdosen verabreicht wurden. Etwa 60.000 Personen sind bereits zweifach geimpft. Der Anteil von 0,1 Prozent ist bei rund 60 Millionen Grundimmunisierungen in Deutschland gering.

Ausführliche Vergleiche

Immunologen untersuchten mehrere Dutzend Proband:innen für ihre Studien. Davon wurden 22 Personen nach der zweiten Impfung genauer unter die Lupe genommen. Diese Proband:innen hatten vorher keine Infektion und erkrankten auch nach der ersten Impfung nicht. Um zu prüfen, wie sich die Immunantwort über beide Impfungen hinweg entwickelt, wurde ein Teil der Personen schon vor und nach der ersten Impfung untersucht. Ebenfalls genauer betrachtet wurden solche, die sich nach der Erstimpfung mit einer Omikron-Variante ansteckten. „Durch unsere Studien mit den Impfstoffen Biontech und Moderna im vergangenen Jahr konnten wir auch bei der relativ geringen Fallzahl ausführliche Vergleiche mit Daten vornehmen, die mit denselben Methoden und unter identischen experimentellen Bedingungen erhoben wurden. Zudem konnten wir auf ein Probenarchiv zurückgreifen. Für alle 22 Probanden haben wir dafür die Daten von geschlechts- und altersgleichen Personen herangezogen, die mit Biontech oder Moderna in ähnlichem Abstand geimpft wurden“, erklärt Sester.

Eine Dosis reicht nicht

Das Forscherteam fand heraus, dass eine Impfdosis mit dem Impfstoff von Novavax nicht ausreicht. Der Schutz sei nur dann vorhanden, wenn sich die Versuchspersonen bereits vor der ersten Impfung mit dem Coronavirus infizierten. „Nach der regulären Zweifach-Impfung bildeten die Probanden eine Antikörpermenge im Blut aus, die etwas geringer war als bei der Vergleichsgruppe, die mRNA-Impfstoffe erhalten hat“, sagt die Immunologie-Professorin. Deutliche Unterschiede konnte sie hingegen bei den zwei Typen der so genannten T-Zellen sehen. Diese T-Helferzellen spielen eine wichtige Rolle bei der Vernichtung infizierter Zellen und helfen Antikörper zu bilden. Schwere Verläufe einer Covid19-Erkrankung können somit verhindert werden.

T-Zellen kaum nachweisbar

„Bei den von uns untersuchten Personen mit einer Novavax-Impfung waren die Helferzellen in etwas geringerer Menge vorhanden als bei den Biontech- und Moderna-Geimpften, bei einigen konnten wir sie überhaupt nicht nachweisen“ sagt Sester. Sehr deutlich sei der Unterschied bei den Killerzellen gewesen „Diese waren bei allen Novavax-Versuchspersonen kaum nachweisbar. Das hängt mit dem Wirkprinzip dieses Impfstoffs zusammen, bei dem das Spike-Protein von Sars-CoV-2 die Killerzellen nicht so mobilisieren kann wie die mRNA-Impfstoffe. Letztere liefern den Bauplan des Spike-Proteins mit und lassen die Zellen wie bei einer Virusinfektion das Spike-Protein selbst herstellen“, erläutert die Immunologin.

Keine Aussage für Killerzellen

Wie gut der Novavax-Impfstoff verschiedene Corona-Varianten neutralisieren kann, zeigten Tests in Zusammenarbeit mit Dr. Marek Widera vom Universitätsklinikum in Frankfurt. „Bisher basieren alle Impfstoffe auf dem Wildtyp des Coronavirus und wir haben bei allen das Problem, dass die Antikörper vor allem die Omikron-Variante nicht mehr so gut erkennen, was zu den weiterhin hohen Inzidenzen führt. Das ist bei Novavax leider nicht anders, wie unsere Studie zeigt“, sagt die Professorin. Die weitere Immunantwort durch die sogenannten T-Zellen funktioniere bei den Biontech- und Moderna-Impfstoffe weiterhin gut, was erklärt, warum geimpfte Personen derzeit viel seltener schwerwiegend erkrankten. „Bei Novavax ist die Immunantwort der Helferzellen durch die zahlreichen Mutationen nicht eingeschränkt. Für die Killerzellen lässt sich keine Aussage treffen, da diese bei den Probanden ja nicht nachweisbar waren. Ob das Fehlen dieser Zellen eher zu schwereren Covid19-Erkrankungen von Novavax-Geimpften führen könnte, muss in den kommenden Monaten beobachtet werden“, betont Sester.

Eine Verbesserung der Antikörperfunktion erfolgt mit einer dritten Impfung. Alle Personen, die zweifach mit dem Impfstoff von Novavax geimpft wurden, sollten nach sechs Monaten geboostert werden.