Infektionskrankheiten

Neuer Tuberkulose-Wirkstoff entwickelt dpa, 27.02.2009 15:24 Uhr

Jena - 

Forscher aus Jena haben einen neuen Wirkstoff gegen die gefährliche Infektionskrankheit Tuberkulose entwickelt. Die Substanz sei auch gegen die besonders bedrohlichen Antibiotika- resistenten Tuberkulose-Erreger wirksam, gegen die es bislang praktisch keine Therapie gebe, teilte das Hans-Knöll-Institut in Jena in Jena mit. Die Exklusivlizenz habe sich bereits der US-Konzern Inverness Medical Innovations mit dem Jenaer Tochterunternehmen Clondiag gesichert.

Die zur Gruppe der Benzothiazinone gehörende Substanz habe in Laborversuchen den Tuberkulose-Erreger Mycobacterium tuberculosis effizient abgetötet. An infizierten Mäusen wurde nach Angaben des Instituts außerdem nachgewiesen, dass der Wirkstoff die tödliche Krankheit heilen kann, ohne für die Tiere selbst schädlich zu sein. Neu an den Benzothiazinonen: Sie greifen die Tuberkulosebakterien an einer anderen zellulären Struktur an als alle bekannten Tuberkulosemedikamente.

Eine besondere Zellwandstruktur der Erreger sei verantwortlich dafür, dass es bisher nur wenige Medikamente gebe, die eine Infektion wirksam zurückdrängen können, teilte das Institut mit. Dabei sei bislang eine mehrmonatige Behandlung mit einer Kombination aus bis zu vier verschiedenen Arzneistoffen erforderlich.

Vor allem für die Entwicklungs- und Schwellenländer würden hochwirksame, billige Medikamente benötigt. Ein besonderes Problem stellen bislang die multiresistenten Mykobakterien dar, denen die heute verfügbaren Antibiotika nichts mehr anhaben können und die sich weltweit rasant ausbreiten.

Die Tuberkulose ist auch heute noch eine der gefährlichsten Infektionskrankheiten der Welt. Weltweit sterben jährlich rund 2,5 Millionen Menschen am „weißen Tod“. Sie tritt besonders in armen Regionen auf, hat aber auch in Industriestaaten vor allem als Folgekrankheit der Immunschwäche AIDS sowie durch Migration und Tourismus eine Renaissance erfahren.