Postmenopause

Neubewertung von Hormonersatztherapien Alexandra Negt, 30.04.2020 14:38 Uhr

Um die Beschwerden des absinkenden Hormonspiegels zu lindern wünschen viele Frauen eine Hormonersatztherapie. In der neuen S3-Leitlinie wird die Nutzen-Risiko-Abwägung neu vorgenommen. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Die Leitlinie „Diagnostik und Therapie von Beschwerden in den Wechseljahren“ galt über zehn Jahre lang. Nun wurde sie von den deutschsprachigen Fachgesellschaften für Gynäkologie und Geburtshilfe komplett überarbeitet. In den Fokus ist insbesondere die Hormonersatztherapie (HRT) gelangt – hier geht es um eine ausführliche Nutzen-Risiko-Bewertung.

Für Gynäkologen sei die Beratung von Frauen mit klimakterischen Beschwerden komplizierter geworden, da immer mehr Patientinnen direkt zu Beginn der Beschwerden eine Hormonersatztherapie (HRT) wünschten. Die Einnahme von Hormonen kann bei jeder Frau zu individuellen Nebenwirkungen führen. Auch der noch vorhandene Östrogen-Spiegel ist wichtig für die Einstellung der Therapie. In der Apotheke werden hingegen häufig pflanzliche Mittel zur Linderung der Beschwerden nachgefragt – hier ist die Evidenzlage jedoch beschränkt. In die neue S3-Leitlinie wurden aktuelle Studien zur Risikobewertung einer HRT mit einbezogen.

Risiko HRT

Die Auswirkungen einer HRT auf den Körper sind vielfältig, bezogen auf das Herz-Kreislauf-System steigt insbesondere das Thromboembolie-Risiko. Das Supplementieren von Hormonen hat auch Auswirkungen auf den Knochenstoffwechsel – Frauen mit vorhandener Gebärmutter können zur Therapie der Osteoporose eine Hormonersatztherapie in Anspruch nehmen. Auch auf Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus oder Erkrankungen wie Demenz haben die Hormone einen Einfluss.

Unter der Einnahme von Östrogenen kommt es meist zu einer Besserung des Haarwuchses und zu positiven Veränderungen der Haut, sodass einige Frauen die Hormontherapie auch aus ästhetischen Gründen wünschen. Denn die Alterung der Epidermiszellen wird durch einen Östrogenmangel zusätzlich zu exogenen Faktoren beschleunigt. In der Folge verlangsamt sich die Keratinozytenerneuerung. Die Folge: Es kommt zu einer Xerose im Stratum corneum – die Haut wird trocken. Nach dem Absinken des Östrogenspiegels steigt die Faltenbildung. Auch die Wangen nehmen an Volumen ab und erscheinen eher eingesunken.

Unter der dauerhaften Einnahme von Hormonen wird ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krebsarten vermutet. Für Brustkrebs ist dieses Risiko bestätigt. Die Anwendung einer kombinierten Therapie aus Östrogenen und Gestagenen kann das Brustkrebsrisiko erhöhen. Dies wurde in zahlreichen Metaanalysen seit den 1990er-Jahren nachgewiesen.

Pflanzliche Mittel und alternative Therapien

Um die Beschwerden sanft zu lindern, können Heilpflanzen helfen. Zu den Klassikern aus der Apotheke zählen:

  • Cimicifuga
  • Isoflavone
  • Phytoöstrogen-reiche Ernährung
  • Rotklee
  • Johanniskraut

Auch alternative Heilmethoden wie Akupunktur oder Achtsamkeitstrining können die Beschwerden lindern, oder den Umgang mit ihnen erleichtern. Die Studienlage zu pflanzlichen Präparaten, Nahrungsergänzungsmitteln und alternativen Heilmethoden ist hinsichtlich der Evidenz unzureichend.

Vorsicht bei Isoflavonen

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat die Wirkung von Isoflavon-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln auf Anfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) bereits vor einigen Jahren untersucht und gab Empfehlungen zur Einnahmedauer und Dosierung: Soja-Präparate sollten nicht länger als zehn Monate eingenommen werden. Die maximale tägliche Dosierung sollte 100 mg Isoflavone nicht überschreiten. Für Rotklee-Präparate liegt die maximale Einnahmedauer bei drei Monaten und die maximale Tagesdosis bei bis zu 43,5 mg Isoflavone. Für gesunde postmenopausale Frauen gibt es laut Behörde keine Hinweise darauf, dass Isoflavone in üblichen Konzentrationen schädlich sind. Für Frauen in der Perimenopause liegen laut EFSA keine ausreichenden Daten vor, um die Einnahme als unbedenklich einzustufen. Daher empfiehlt das BfR Frauen in der Perimenopause, die genannten Werte nicht zu überschreiten.