Akutbehandlung bei Migräne

MigraPen: Sumatriptan geht unter die Haut Cynthia Möthrath, 06.10.2020 14:37 Uhr

Wenn orale Darreichungsformen nicht reichen: Der MigraPen (Sumatriptan) stellt seit Anfang Oktober eine wirksame Alternative für Mirgränepatienten dar. Foto: Miriam Doerr Martin Frommherz/shutterstock.com
Berlin - 

Die Migräne gehört zu den häufigsten Kopfschmerzarten weltweit. Für die Therapie kommt unter anderem der Wirkstoff Sumatriptan in Frage. Mit dem MigraPen von Lupin steht dieser nun erstmals mit einer Stärke von 3 mg in subkutaner Form als rezeptpflichtige Akutmedikation in Deutschland zur Verfügung.

Die Akutbehandlung von Migräne kann problematisch sein: Je weiter die Attacke bereits fortgeschritten ist, umso schwieriger lässt sie sich eindämmen. Daher sollten die Kopfschmerzen möglichst früh behandelt werden. Rund die Hälfte der Migränepatienten sind auch zwei Stunden nach der oralen Einnahme ihrer Akutmedikation nicht schmerzfrei, drei von vier Patienten erachten den Erfolg ihrer oralen Medikation als nicht adäquat.

Subkutan besser als oral?

Seit Anfang des Monats steht nun die neue Darreichungsform als Akut-Pen zur Behandlung von Migräneattacken mit und ohne Aura zur Verfügung. Sie soll besonders schnell und stark wirken – auch bei schweren oder mittelschweren Migräneattacken. Der Pen ist geeignet, wenn orale Triptane nicht ausreichend wirken und beim Patienten ein hoher Leidensdruck vorliegt, beispielsweise auch durch starke Begleitsymptome wie Übelkeit und Erbrechen. Durch die dabei entstehende veränderte Darmmotilität können orale Darreichungsformen nicht optimal resorbiert werden.

Da der Magen-Darm-Trakt bei der Applikation vollständig umgangen wird, reicht eine niedrige Dosierung von nur 3 mg Sumatriptan für eine gute Wirksamkeit aus – bisher gilt der Leitlinie zufolge eine subkutane Dosis von 6 mg Sumatriptan als am schnellsten wirksam. Die niedrige Dosierung des MigraPen zeigte in Studien jedoch nur eine geringfügig geringere Wirksamkeit, bei deutlich besserer Verträglichkeit. Denn typische Triptan-Nebenwirkungen wie Brustenge, Parästhesien der Extremitäten und Kältegefühl sind dosisabhängig. 80 Prozent der Patienten einer offenen Crossover-Studie bevorzugten daher die geringere Dosis.

Die Bioverfügbarkeit des im MigraPen enthaltenen Sumatriptans beträgt 96 Prozent. Dadurch soll bereits nach 13 Minuten der maximale Serumwirkspiegel erreicht werden. In der Zulassungsstudie waren nach zwei Stunden gut die Hälfte der Patienten schmerzfrei. Auch Begleitsymptome wie Übelkeit, Lichtempfindlichkeit und Lärmempfindlichkeit wurden effektiv gelindert. Der MigraPen kommt im Doppelpack daher und hat einen VK von 57,61 Euro, die 6er-Packung kostet 151,26 Euro.

Selbstmedikation bei Migräne

Eine Migräne ist in der Regel gut erkennbar. Der Schmerz ist meist einseitig und kann sich bei körperlicher Aktivität verstärken. Zudem können die Betroffenen licht- und geräuschempfindlich sein. Zu den vegetativen Begleitsymptomen zählen auch Übelkeit und Erbrechen. Ein Migränepatient kennt sich und seine Attacke selbst sehr gut. Zudem können Vorboten eine Attacke ankündigen. Etwa 10 bis 15 Prozent erleben eine Aura. Danach folgt die Kopfschmerzphase, die drei bis fünf Stunden oder gar bis zu 70 Stunden andauern kann. Arzneimittel sollten daher je früher desto besser in der Kopfschmerzphase eingesetzt werden.

Im Rahmen der Selbstmedikation sind laut evidenzbasierten Empfehlungen nicht-steroidale Antirheumatika wie Acetylsalicylsäure (ASS) und Ibuprofen sowie eine Kombination aus Paracetamol, ASS und Coffein Mittel der 1. Wahl, wenn es sich um die Behandlung leichter bis mittelstarker Schmerzen handelt. Gemäß S1 Leitlinie sollen Triptane bei mittelschweren bis schweren Attacken oder wenn NSAR nicht wirksam sind, zum Einsatz kommen.