Forschung

Metastasen-Bildung auf der Spur dpa, 13.03.2008 10:43 Uhr

London - 

Eine Art oberstes Kontroll-Gen steuert bei Brustkrebs offenbar die Bildung von Metastasen. Das Gen mit dem Namen SATB1 verändert die Aktivität von über 1000 anderen Genen in der Zelle und bringt den Tumor dazu, Krebszellen zu streuen. Dies berichten US-Forscher im Fachjournal „Nature“. Indem sie das Gen ausschalteten, konnten die Wissenschaftler bei Mäusen das Tumorwachstum und die Bildung von Metastasen stoppen.

Die Wissenschaftler der Universität von Kalifornien entdeckten zunächst, dass das SATB1-Gen nur in Tumoren zu finden ist, die Metastasen bilden. Eine Analyse von mehr als 1300 Gewebeproben von Brustkrebs-Patientinnen ergab: Je aktiver das Gen im Tumor war, desto geringer war die Überlebenszeit der Frauen. Damit sei das Gen auch geeignet, um künftig in einem frühen Erkrankungsstadium eine genauere Prognose stellen zu können.

Weitere Untersuchungen zeigten, dass SATB1 solche Gene hochreguliert, die die Bildung von Metastasen fördern. Gene, die das Tumorwachstum unterdrücken, werden hingegen seltener abgelesen. Schalteten die Forscher das Gen mit einem molekularbiologischen Trick stumm, bildeten die Versuchsmäuse keine oder nur sehr langsam wachsende Tumoren. Andersherum entstanden aus harmlosen Zellen Metastasen bildende Varianten, wenn die Wissenschaftler das Gen absichtlich in die Zellen einschleusten. SATB1 biete sich deshalb auch als therapeutischer Ansatzpunkt an, schreiben die Wissenschaftler.

Heidelberger Mediziner haben unterdessen eine weitere Genvariante entdeckt, die das Risiko für Brustkrebs erhöht. Frauen, die von beiden Elternteilen veränderte AKAP9-Gene erhielten, haben ein um 17 Prozent erhöhtes Risiko, im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs zu erkranken, wie das Deutsche Krebsforschungszentrum am Mittwoch berichtete. Ist nur eines der beiden AKAP9-Gene verändert, so sei das Brustkrebsrisiko um etwa 8 Prozent erhöht. Insgesamt spiele die Vererbung bei rund fünf bis zehn Prozent aller Brustkrebsfälle eine Rolle.