GSK startet Aufklärungskampagne

„Meningitis bewegt“ Alexandra Negt, 20.06.2020 08:38 Uhr

Insbesondere Kinder unter fünf infizieren sich mit Meningokokken. Eine Impfung kann schützen – darüber möchte GSK mit der Kampagne „Meningitis bewegt“ informieren. Foto: adriaticfoto/ Shutterstock.com
Berlin - 

Die deutsche Bevölkerung ist nicht ausreichend über das Thema Impfung informiert. Das zeigte nicht zuletzt der Stada Health Report, der vergangene Woche vorgestellt wurde. Zwar begrüßten 82 Prozent der Bundesbürger eine Impfpflicht, doch wissen viele nicht, wogegen man sich überhaupt impfen lassen kann. Bei Meningokokken gibt es beispielsweise verschiede Vakzine, sodass man sich gegen insgesamt fünf Gruppen der Bakterien impfen lassen kann. GlaxoSmithKline (GSK) widmet dem Thema die Kampagne „Meningitis bewegt“ – insbesondere Eltern sind die Zielgruppe, sie sollen ausreichend über die Krankheit informiert werden.

Etwa jeder zehnte europäische Bürger trägt die gramnegativen Bakterien im Nasenrachenraum, ohne dabei Krankheitsanzeichen zu entwickeln. Gegen fünf der insgesamt zwölf Meningokokken-Gruppen existieren Impfstoffe. Zu spät erkannt, kann eine Meningokokken-Infektion Spätfolgen mit sich bringen – nicht zuletzt Amputationen. Erste Beschwerden zeigen sich meist zwei bis zehn Tage nach der Ansteckung. Die meisten Menschen haben eine Inkubationszeit von vier Tagen. Erkrankte sind bereits vor Symptombeginn ansteckend. Wurde eine passende Antibiotikatherapie eingeleitet, so sind Betroffene 24 Stunden nach Beginn der Therapie nicht mehr ansteckend.

Generell kann an einer Meningokokken-Infektion jeder erkranken, doch am häufigsten infizieren sich Säuglinge im ersten Lebensjahr, Kleinkinder und auch Jugendliche. Darauf möchte GSK mit der Kampagne „Meningtis bewegt“ aufmerksam machen. „Gerade Kinder profitieren von einer Impfung“, so der Konzern. Eine erhöhte Ansteckungsgefahr gibt es bei schlechten hygienischen Bedingungen, geschwächtem Immunsystem oder in engen Wohnverhältnissen. Sind die Atemwege bereits geschwächt, so haben die Bakterien leichteres Spiel – das gilt beispielsweise bei Rauchern oder Personen, die gerade erst eine Virus-Erkrankung der Atemwege durchgestanden haben.

Selten, aber schwerwiegend

In Deutschland erkranken zwar pro Jahr nur rund 300 Menschen an Meningokokken, jedoch führt die Infektion in 10 Prozent der Fälle zu Spätfolgen. Meningokokken können eine Hirnhautentzündung oder eine Sepsis auslösen. Zu den schwerwiegenden Folgeschäden gehören Nierenversagen, Taubheitsgefühle und der Verlust von Gliedmaßen. Kognitive, physische und psychologische Beeinträchtigungen kommen noch häufiger vor – beinah jedes dritte Kind leidet unter diesen Symptomen. Es sollte nicht vergessen, werden, dass bis zu 10 Prozent der Bevölkerung Träger der Bakterien sind, so GSK. Diese Besiedlung bleibt unerkannt, da es nicht zur Symptomausbildung kommt.

Hirnhautentzündung am häufigsten

Die sogenannte Meningitis ist eine der gefürchteten Folgeerkrankungen nach einer Meningokokken-Infektion. 70 Prozent der Erkrankten sind Kinder unter fünf Jahre. Eine Meningitis kann auch durch andere Bakterien wie Stapphylokokken oder Pneumokokken ausgelöst werden. Unter Meningen versteht man Bindegewebsschichten, die das gesamte Zentrale Nervensystem (ZNS) umschließen, also das Gehirn und das Rückenmark – daher die Namensgebung Meningitis. Ebenfalls häufig: Die nicht-bakterielle Hirnhautentzündung ausgelöst durch Viren wie FSME-Viren (Frühsommer-Meningoenzephalitis-Viren) und Herpesviren. Die erste Eintrittspforte für die Bakterien sind die Atemwege. Gelangen sie in die Blutbahn, können sie die Blut-Hirn-Schranke überwinden und ins Gehirn gelangen.

Zu den häufigen Symptomen zählen:

  • Fieber
  • Kopfschmerz
  • Übelkeit, Erbrechen
  • Nackensteifigkeit, Rückenschmerzen
  • Bewusstseinsstörungen, Desorientiertheit, Realitätsverlust
  • Apathie bis hin zu tiefer Bewusstlosigkeit
  • Krämpfe
  • Lichtscheu

Impfung schützt

Gegen folgende fünf Meningokokken-Gruppen sind Impfstoffe erhältlich: A, B, C, W, Y. Knapp 60 Prozent aller Meningokokken-Erkrankungen in Deutschland werden durch Gruppe B ausgelöst, danach folgen Y und C. Eine Impfung gegen den Untertyp-C wird standardmäßig von den Krankenkassen übernommen. Ungefähr die Hälfte aller Versicherten in Deutschland kann auch eine Impfung gegen die Gruppe B bei der Krankenkasse zur Kostenübernahme einreichen. Hier übernehmen die meisten Krankenkassen den vollen Betrag, wenn eine Impfung aufgrund einer ärztlichen Empfehlung erfolgen soll. Die AOK Niedersachsen und einige BKKen zahlen beispielsweise einen prozentualen Anteil von 80 Prozent.

Wissenstand von Eltern

Über die Hälfte aller Eltern kennen nach Aussage von GSK den aktuellen Impfstatus ihres Kindes nicht. Die Aussage stützt sich auf einer Studie, für die im vergangenen Jahr Eltern mit Kindern zwischen 5 und 20 Jahren befragt wurden. Nur ein Drittel der Eltern wusste über die verschiedenen Untertypen bescheid – 80 Prozent wissen nicht, dass es Typ-B ist, der am häufigsten zu Infektionen führt. Da standardmäßig eine Schutzimpfung gegen Typ-C durchgeführt wird, besteht hier eine Wissenslücke. Von der Ständigen Impfkommission (STIKO) wird die Impfung gegen Meningokokken der Serogruppe C für alle Kinder im zweiten Lebensjahr empfohlen. Weil die Evidenzlage zur Impfung gegen die Serogruppe B noch nicht ausreichend ist und eine niedrige Krankheitslast in Deutschland vorliegt, hat die STIKO entschieden, mit der Evidenzbewertung für eine mögliche Routine-Impfempfehlung zu warten.

Kampagne soll sensibilisieren

Im Februar startete GSK mit der Aufklärungskampagne „Meningitis bewegt“. Der Pharmakonzern wollte laut eigenen Aussagen einen neuen Ansatz der Aufklärung ausprobieren. So wählte GSK als Hauptmotiv ein sieben Monate altes Mädchen, das die Erkrankung überlebte, aber mit äußerlich sichtbaren Folgeschäden zu kämpfen hat. Ihre Beine sind vernarbt, beim Wachstum wird das funktionslose Gewebe reißen und unter Umständen die normale Entwicklung der Extremitäten stören. „Da Meningokokken-Erkrankungen nur selten vorkommen, ist das Wissen über die Folgeschäden und Schutzmöglichkeiten bei Eltern sehr gering. Die neue Bildsprache im Rahmen der Kampagne zeigt mögliche Folgen der Erkrankungen sehr eindrücklich. Wir möchten Eltern dadurch die Ernsthaftigkeit der Krankheit näherbringen. Dabei geht es nicht darum, Angst zu erzeugen, sondern ein realistisches Bild aufzuzeigen“, erklärt Thomas Breuer, Senior Vice President Medical bei GSK.

GSK selbst hat unterschiedliche Impfstoffe gegen Meningokokken im Portfolio. Bexsero ist ein Impfstoff gegen den Untertyp-B. Zuletzt gab die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) ihr positives Votum für die Anpassung der Fachinformation, sodass der 2+1 Impfstoff nun bereits bei Säuglingen ab zwei Monaten verabreicht werden darf. Vor dem Label-Update konnten zwei Monate alte Säuglinge nur mit dem 3+1 Impfschema geimpft werden. Menevo ist ein kombinierter Impfstoff gegen die Subtypen A, C, W und Y. Eine Mono-Impfung gegen Typ B ist ebenfalls im Portfolio vorhanden: Menjugate kann bei Kindern ab zwei Monaten angewendet werden.