Lieferengpässe

Lodotra: „Nacht-Cortison“ fehlt in Apotheken APOTHEKE ADHOC, 21.06.2019 14:57 Uhr

Lodotra fehlt schon mehrere Monate: Zu den Gründen äußerte sich Mundipharma bislang nicht. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Lodotra ist derzeit in allen Stärken und Packungsgrößen defekt. Damit fehlt in den Apotheken das einzige Prednison-Präparat mit veränderter Wirkstofffreisetzung. Laut Hersteller Mundipharma wird mit Hochdruck an einer Lösung gearbeitet.

Mundipharma bedauert laut Angaben einer Sprecherin die Unannehmlichkeiten sehr, welche für Patienten durch die Lieferengpässe entstehen. Gemeinsam mit dem Lieferanten – Hersteller ist die US-Firma Horizon – arbeite man daran, dass die Präparate schnellstmöglich wieder in allen Stärken zur Verfügung stehen. Aus welchen Gründen Lodotra derzeit nicht geliefert werden kann und warum das Präparat nicht in der Liste der Lieferengpässe beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zu finden ist, verrät sie nicht.

Lodotra ist in den Stärken 1, 2 und 5 mg auf dem deutschen Markt zugelassen. Durch die Galenik und die Eigenschaft der veränderten Wirkstofffreisetzung wird es auch als „Nacht-Cortison“ bezeichnet, denn anders als die üblichen Glucorticoide wird die Tablette in der Regel abends und nicht morgens eingenommen.

Zu den Indikationen gehören mäßige bis schwere Beschwerden der aktiven rheumatoiden Arthritis, einhergehend mit morgendlicher Gelenksteifigkeit. Häufige Nebenwirkungen sind unter anderem eine verminderte Infektabwehr, die Steigerung des Augeninnendrucks oder der Muskel- und Knochenabbau.

Die Wirkstofffreisetzung tritt circa vier Stunden nach der Einnahme ein. In der Tablette wird der Wirkstoff Prednison durch eine inaktive Außenhülle als Art Mantel geschützt. Bei Kontakt mit Flüssigkeit dringt diese über eine definierte Zeitspanne in die Tabette ein. Durch die Einschleusung von Wasser bekommt die Tablette immer größer werdene Risse. Nach vier Stunden im Lösungsmittel sind die Rupturen der Tablette so groß, dass der Wirkstoff austreten kann.

Dieser Effekt ist nicht mit einer Retardierung vergleichbar, da es sich hier nicht um eine kontinuierliche Wirkstofffreisetzung handelt, sondern nur um eine zeitversetzte, aber dann vollständige Freisetzung. Trotzdem sollte auch diese Tablette und keinen Umständen geteilt werden.

Laut Arzneiverordnungsreport (AVR) wurde Lodotra 2017 rund 75.000 Mal auf Kassenrezept verordnet; die Ausgaben lagen bei rund sechs Millionen Euro. Mit einem Apothekenverkaufspreis von circa 100 Euro für 100 Tabletten ist es fast fünfmal so teuer wie die generischen Prednison-Präparate ohne veränderte Wirkstofffreisetzung.