KI gegen Lieferengpässe

BfArM will Hersteller durchleuchten APOTHEKE ADHOC, 06.11.2021 07:57 Uhr aktualisiert am 08.11.2021 09:37 Uhr

Kampf gegen Lieferengpässe: BfArM-Präsident Professor Dr. Karl Broich will die Industrie stärker in die Pflicht nehmen. Foto: @sveapietschmann
Berlin - 

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) startet ein neues Projekt zur Vermeidung von Lieferengpässen. Mit Künstlicher Intelligenz (KI) und Big Data will die Behörde mehr Transparenz und Stabilität bei der Herstellung von Wirkstoffen und Arzneimitteln erreichen. Ziel ist die kontinuierliche Verbesserung der Versorgungssicherheit von Patientinnen und Patienten in Deutschland und Europa.

Neben den besiherigen Erfahrungen habe auch die Pandemie gezeigt, dass mit Blick auf Komplexität und Standorte der Arzneimittel- und Wirkstoffproduktion noch Optimierungspotenzial bestehe. Hier setze das BfArM-Projekt „Koordinierung der Produktion wichtiger Wirkstoffe“ auf zwei Ebenen an, um durch gezielte Datengewinnung, Koordinierung und Beratung eine Stärkung der Herstellungsstrukturen zu erreichen.

Dazu werden zum einen umfangreiche Datenmengen zu Produktionskapazitäten und Herstellungswegen gewonnen und mit Unterstützung von KI ausgewertet. Ziel einer neuen Koordinierungsstelle im BfArM wird es sein, Herstellungswege, Bedarfsprognosen, Produktionskapazitäten sowie Risikopotentiale möglichst lückenlos und weltweit abzubilden. Auf dieser Datengrundlage sollen Maßnahmen zur Sicherung der kontinuierlichen Verfügbarkeit aller Komponenten im Herstellungsgeschehen entwickelt werden, um sich abzeichnende Veränderungen noch schneller erkennen zu können.

Zum anderen soll die neue Koordinierungsstelle die so gewonnenen Erkenntnisse über Herstellungsstrukturen und Kapazitäten nicht nur zur Vermeidung einzelner konkreter Lieferengpässe nutzen, sondern die Produktion wichtiger Wirkstoffe grundsätzlich stärken. Dazu wird das BfArM die relevanten Akteure der Herstellungsprozesse intensiv einbinden und diese hinsichtlich der Etablierung und Stärkung robuster Herstellungsketten – vom Wirkstoff bis zum Fertigarzneimittel – beraten und unterstützen.

BfArM-Präsident Professor Dr. Karl Broich: „Patientinnen und Patienten müssen sich auf eine sichere Arzneimittelversorgung verlassen können. Deshalb werden wir Künstliche Intelligenz und Big Data auch gezielt gegen Lieferengpässe einsetzen. Wir werden mehr Transparenz von der Pharmaindustrie fordern, um noch früher wirkungsvoll gegensteuern zu können. Zugleich werden wir die Hersteller auf Basis dieser Daten mit konkreten Beratungsangeboten bei der Stabilisierung von Produktionsstrukturen und Lieferketten unterstützen.“

Mit Maßnahmen wie dem Beirat zur Liefer- und Versorgungsengpässen und der Task Force zur Sicherstellung der medikamentösen Versorgung in der Intensivmedizin habe man bereits in den vergangenen Jahren das Lieferengpassmanagement deutlich verbessert, heißt es vom BfArM. Auf diese Weise seien sich abzeichnende Versorgungslücken schneller erkannt, transparenter kommuniziert und in vielen Fällen ganz vermieden oder schnell wirkungsvolle Gegenmaßnahmen angestoßen worden.