Schizophrenie

Leitlinie empfiehlt Xeplion & Co. APOTHEKE ADHOC, 29.05.2019 07:51 Uhr

Komplexes Erkrankungsbild: Die Behandlung soll den Patienten stabilisieren und ihm ein weitgehend selbstbestimmtes und symptomfreies Leben ermöglichen. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Zum ersten Mal seit 14 Jahren wurde die S3-Leitlinie für Schizophrenie aktualisiert. Patienten soll nun eine antipsychotische Pharmakotherapie im Sinne einer kontinuierlichen Strategie angeboten werden. Die Leitlinie verweist auf langwirksame Antipsychotika: Diese können aufgrund der gesicherten Applikation eine gute Alternative zur oralen Medikation darstellen.

Die Leitlinie wurde durch die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde in Zusammenarbeit mit zahlreichen Fachgesellschaften überarbeitet. Die neuen Empfehlungen beruhen auf Studien, in denen sich die intermittierende Therapie mit Antipsychotika bei Mehrfacherkrankten als unzureichend erwiesen hatte: Hohe Rezidivraten und vermehrte Krankenhauseinweisungen waren die Folge. Langwirksame Antipsychotika, die als Depotspritze verabreicht werden, können demnach eine wirksame Alternative darstellen.

In verschiedenen Studien waren solche Formulierungen der oralen Therapie überlegen: Sie konnten Therapieabbrüchen und erneuten Hospitalisierungen vorbeugen. Das Risiko für Rückfälle könne sich beim Absetzen der Medikation nach einem Jahr verdoppeln und im Verlauf von drei bis sechs Jahren noch erhöhen erklärt Dr. Stefan Spittler, Chefarzt der Psychiatrischen Institutsambulanz der Alexianer Krefeld. Er begrüßt die neue Leitlinienempfehlung: „Die ausdrückliche Empfehlung für eine kontinuierliche Therapie der Schizophrenie ist ein wichtiger Schritt nach vorne.“

Die aktualisierte S3-Leitlinie nennt keine maximale Therapiedauer. Sie empfiehlt, die Patienten und deren Angehörige über das Risiko eines Rückfalls bei Absetzen der Medikation aufzuklären. Die neuen Therapieansätze sollen den Patienten stabilisieren und ihm ein weitgehend selbstbestimmtes und symptomfreies Leben ermöglichen.

Janssen, die Pharmasparte des Gesundheitskonzerns Johnson & Johnson, hat im Bereich der Schizophrenie mit Paliperidonpalmitat (Xeplion) ein langwirksames Antipsychotikum auf dem Markt. Der Wirkstoff ist in zwei aufeinander aufbauenden Formulierungen verfügbar: Die 1-Monatsformulierung von Xeplion ist zugelassen für die Erhaltungstherapie der Schizophrenie bei erwachsenen Patienten, die zuvor auf Paliperidon oder Risperidon eingestellt wurden.

Auch Risperidon wird als Depot-Formulierung angeboten: Die übliche Dosierung beträgt alle zwei Wochen eine Injektion. Sobald Patienten klinisch stabil auf Paliperidonpalmitat eingestellt sind, kann mit Trevicta eine Intervallverlängerung des gleichen Wirkstoffes auf drei Monate erfolgen. Trevicta besitzt das derzeit längste verfügbare Applikationsintervall mit nur vier Anwendungen pro Jahr.

Etwa 1 Prozent der Bevölkerung erkrankt an Schizophrenie. Der Zeitpunkt der Ersterkrankung ist geschlechtlich unterschiedlich: Männer sind vor allem zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr gefährdet. Frauen hingegen erkranken oftmals zwischen dem 20. und 35. Lebensjahr. Die Erkrankung ist sehr komplex und verläuft oft schleichend. Eine frühe Erkennung und Behandlung können den Verlauf begünstigen. Die medikamentöse Therapie kann die Erkrankung nicht heilen, sondern lediglich die Symptome behandeln. In Kombination kann eine Psycho- oder Soziotherapie den Patienten das Leben erleichtern.