Krebsmedikamente

Arzerra: Glaxo in der Sanofi-Falle APOTHEKE ADHOC, 04.10.2013 14:58 Uhr

Einsatz nach Zulassung: Weil Sanofi MabCampath vom Markt genommen hat, muss GSK für Arzerra eine Indikationserweiterung beantragen. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Seit drei Jahren können in Europa Patienten mit chronischer

lymphatischer Leukämie (CLL) mit Arzerra (Ofatumumab) behandelt werden

sofern sie auf die Behandlung mit Fludarabin und MabCampath

(Alemtuzumab) nicht ansprechen. Nachdem das Genzyme-Präparat aber in

Deutschland gar nicht mehr auf dem Markt ist, hat GlaxoSmithKline (GSK)

jetzt eine Indikationserweiterung beantragt. Demnach soll Arzerra auch

als Erstlinientherapie eingesetzt werden können.

Ofatumumab ist wie Alemtuzumab ein monoklonaler Antikörper, der spezifisch an ein Glykoprotein auf der Zelloberfläche von B- und T-Lymphozyten bindet und diese so zerstört.

Laut GSK soll das Präparat künftig in Kombination mit Alkylanzien auch bei Patienten ohne Vorbehandlung eingesetzt werden. Dem Antrag zugrunde liegen Ergebnisse einer Phase-III-Studie mit 400 Patienten, in der die Kombination von Ofatumumab mit Chlorambucil gegenüber der Monotherapie mit Chlorambucil verglichen wurde. Die detaillierten Ergebnisse sollen der Fachöffentlichkeit im Dezember auf Jahrestreffen der „American Society of Hematology“ vorgestellt werden.

Die Sanofi-Tochter Genzyme hatte MabCampath vor einem Jahr vom Markt genommen, um bei der Neueinführung als Mittel gegen Multiple Sklerose (MS) einen höheren Preis aufrufen zu können. Seitdem kann Arzerra formal nicht mehr entsprechend der Zulassung eingesetzt werden.

Ofatumumab bindet GSK zufolge selektiv an den „Small loop“ des Oberflächenantigens CD20 der B-Zellen. Dadurch werden das körpereigene Komplementsystem aktiviert und bösartige B-Zellen zerstört. Die Bindung von Ofatumumab unterscheidet sich laut GSK von der Bindungsstelle des zweiten derzeit verfügbaren CD20-Antikörpers MabThera (Rituximab, Roche). Der neue Wirkstoff verbleibe zudem länger am Bindungsort, was zu einer stärkeren Aktivierung des Immunsystems führe.

Die Nebenwirkungen sind allerdings erheblich. Neben infusionsbedingten Komplikationen kann es zu Infektionen, Anämie, Neutropenie und Hautausschlägen kommen. Außerdem treten Autoimmungstörungen auf.

Laut Hersteller tritt CLL bei knapp 5 von 100.000 Menschen in Europa auf, das entspricht 11.000 Neuerkrankungen pro Jahr. Der Einsatz von Arzerra in anderen Indikationen, etwa bei anderen Krebsarten, rheumatoider Arthritis und schubförmig remittierender Multipler Sklerose wird erforscht.