Signifikante Erhöhung des Risikos

Krebs: Zirkadianener Rhythmus gestört Sandra Piontek, 29.10.2022 09:22 Uhr

Gehirn mit Wecker
Ist der zirkadiane Rhytmus aus dem Gleichgewicht geraten, kann das die Entstehung von Krankheiten wie Krebs begünstigen. Foto:shutterstock.com/vetre
Berlin - 

Forscher:innen haben erhebliche Verbindungen zwischen der Entstehung von Krebs und der inneren Uhr gefunden. Störungen des biologischen Rhythmus wirken sich nach den Ergebnissen zahlreicher Studien sowohl auf das Krebsrisiko als auch auf die Wirksamkeit der Behandlung aus.

Der Organismus des Menschen besitzt die Fähigkeit, physiologische Vorgänge auf eine Periodenlänge von 24 Stunden zu synchronisieren. Der wichtigste zirkadiane Rhythmus ist dabei der Schlaf-Wach-Rhythmus. Die Anpassung geschieht durch spezielle Photorezeptoren im Auge. Dabei spielt der Hypothalamus eine entscheidende Rolle.

Verschiedene Körperfunktionen werden koordiniert:

  • Körpertemperatur
  • Hormonsekretion
  • Blutdruckregulation
  • Urinproduktion
  • Herzfrequenz

Krebstherapie nach biologischer Uhr

Aufgrund der tageszeitabhängigen Hormon- und Metabolitenkonstellationen treten beispielsweise Herzinfarkte gehäuft in den frühen Morgenstunden auf. Durch den biologischen Rhythmus beeinflusst werden zudem die Entstehung von entarteten Zellen und in der Folge das Auftreten von Krebs. In der Onkologie ist dies bereits bekannt und wird zur Optimierung bei der Chronotherapie zur Behandlung von Krebserkrankungen genutzt. Die Effektivität der Therapie kann erheblich gesteigert werden, wenn der Einnahmezeitpunkt sowie der tageszeitabhängige Patientenstoffwechsel berücksichtigt werden.

Interaktion zwischen Krebs und innerer Uhr

Es liegt demnach nahe, dass die Verbindung zwischen der inneren Uhr und Krebs eine Rolle spielt. Die biologischen Rhythmen sind starke Treiber physikalischer Prozesse bis zur Zellebene. Forscher:innen des Wilmot Cancer Institute der University of Rochester sowie des Scripps Research Institute of California konnten belegen, dass das Wachstum von Lungentumoren signifikant vom gestörten zirkadianen Rhythmus beeinflusst wird.

Signalübertragung gestört

Die neuesten Forschungsergebnisse konnten zeigen, dass durch die Störung der inneren Uhr ein Gen namens HSF1 beeinflusst wird, welches an der Entstehung von Lungentumoren beteiligt ist. Anhand von Mäusen wurde dokumentiert, dass die Signalübertragung dieses Gens durch das Ungleichgewicht gestört war. Für die Entstehung von Lungenkrebs scheint dieser bislang unbekannte Mechanismus entscheidend zu sein. Dessen Entdeckung könne einen neuen potenziellen Angriffspunkt zur Behandlung darstellen, so die Autoren.

Effizienter behandeln

Eine Störung des Tagesrhythmus könne die Effektivität von Krebsbehandlungen reduzieren, indem sie zu einer schlechten Zellfunktion, einer verminderten Reaktion des Immunsystems und einer unterdurchschnittlichen Funktion des Stoffwechselsystems beitrage. Es gebe immer mehr Hinweise darauf, dass die zeitliche Abstimmung von Krebsmedikamenten Einfluss darauf haben könne, wie gut diese wirken. Die Einnahme von Medikamenten mit einem tieferen Verständnis des täglichen Aktivitätsmusters von Zellen könne daher zu besseren und effizienteren Ergebnissen führen.

Erholsamer Schlaf

Erholsamer Schlaf kann einen essenziellen Beitrag zur Gesundheit leisten. Dabei ist es wichtig, kontinuierlich Schlaf- und Aufstehzeiten einzuhalten. Um die Wiederanpassung zu erleichtern, kann ein Melatonin-Präparat helfen, das vor dem Schlafengehen eingenommen wird. Üblicherweise wird das Neurohormon im Körper aus Serotonin produziert – vorwiegend in der Nacht in der Zirbeldrüse im Epithalamus. Bei Tageslicht nimmt die Ausschüttung ab. Es ist damit zuständig für die Steuerung des Tag-Nacht-Rhythmus. Wird das Nahrungsergänzungsmittel eingenommen, kann es dazu beitragen die Einschlafzeit zu verkürzen und das typische „Jetlag-Gefühl“ zu verringern. Da es innerhalb von sieben Stunden vollständig abgebaut wird, sind am nächsten Morgen keine Müdigkeitseffekte zu erwarten.