Kombi-Pille verdreifacht Schlaganfallrisiko junger Frauen 07.07.2025 10:17 Uhr
Eine neue europäische Studie zeigt, dass kombinierte orale Verhütungsmittel das Risiko für einen Schlaganfall ohne erkennbare Ursache bei jungen Frauen verdreifachen. Die Ergebnisse wurden kürzlich auf der European Stroke Organisation Conference (ESOC) 2025 vorgestellt, einer der wichtigsten Fachveranstaltungen für Schlaganfallforschung in Europa.
Kürzlich vorgestellte Forschungsergebnisse auf der Konferenz der ESOC 2025 zeigen, dass die Einnahme kombinierter oraler Verhütungsmittel das Risiko für kryptogenen ischämischen Schlaganfall – also einen Schlaganfall ohne erkennbare Ursache – bei jungen Frauen etwa verdreifacht.
Dieser Schlaganfalltyp macht bis zu 40 Prozent aller ischämischen Schlaganfälle bei jungen Erwachsenen aus. Geschlechtsspezifische Risikofaktoren wie die Verwendung von Verhütungsmitteln wurden bisher nur wenig untersucht. Während frühere Studien einen Zusammenhang zwischen oralen Verhütungsmitteln und Schlaganfallrisiko nahelegten, konzentriert sich die sogenannte Secreto-Studie speziell auf den kryptogenen Schlaganfall bei jungen Frauen.
Pille verdreifacht Schlaganfallrisiko
Die Studie umfasste 268 Frauen im Alter von 18 bis 49 Jahren mit kryptogenem ischämischem Schlaganfall sowie 268 altersentsprechende, schlaganfallfreie Kontrollpersonen aus 14 europäischen Zentren. Von den Teilnehmerinnen nahmen 66 Patientinnen und 38 Kontrollpersonen kombinierte orale Verhütungsmittel ein. Nach Berücksichtigung von Alter und Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, Rauchen, Migräne mit Aura und Bauchfettleibigkeit hatten Frauen, die die Pille verwendeten, etwa dreimal so häufig einen Schlaganfall ohne erkennbare Ursache wie Frauen, die keine Pille nahmen.
Es wurden keine signifikanten Wechselwirkungen zwischen der Einnahme von Kombipräparaten und diesen Risikofaktoren gefunden, was darauf hindeutet, dass das erhöhte Risiko unabhängig von anderen Faktoren besteht. „Unsere Ergebnisse bestätigen frühere Hinweise, dass orale Verhütungsmittel das Schlaganfallrisiko erhöhen,“ sagte Dr. Mine Sezgin, Neurologin an der Universität Istanbul, und Hauptautorin der Studie. „Besonders bemerkenswert ist, dass der Zusammenhang auch dann stark bleibt, wenn man andere bekannte Risikofaktoren berücksichtigt. Das deutet darauf hin, dass möglicherweise zusätzliche Mechanismen – vielleicht genetische oder biologische – beteiligt sind.“
Die meisten Anwenderinnen nahmen Kombipräparate auf Ethinylestradiol-Basis mit einer mittleren Dosis von 20 Mikrogramm, daneben wurden auch andere Östrogentypen wie Estradiol-Hemihydrat und Estradiol-Valerat erfasst. „Wir haben für jede Patientin die äquivalente Östrogendosis berechnet, um Konsistenz sicherzustellen,“ erklärte Dr. Sezgin. „Während unsere Daten wichtige erste Einblicke liefern, sind größere Studien nötig, um zu prüfen, ob bestimmte Präparate unterschiedliche Risikoniveaus aufweisen. Dieses Wissen könnte helfen, individuellere Verhütungsentscheidungen für Frauen zu treffen.“ Die Expertin betonte abschließend: „Unsere Ergebnisse sollten zu einer sorgfältigeren Bewertung des Schlaganfallrisikos bei jungen Frauen führen, besonders bei solchen mit zusätzlichen Risikofaktoren.“
Die Studienergebnisse mit dem Titel „Searching for Explanations for Cryptogenic Stroke in the Young (Secreto)“ wurden auf der ESOC-Konferenz 2025 präsentiert. Sie ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit von 14 europäischen Zentren, darunter die Universitäten Istanbul und Helsinki sowie weitere Partnerinstitutionen.