Kokoswasser als Gamechanger: Wie gesund ist „Cloud Coffee“? 30.07.2025 13:39 Uhr
Oben luftig-cremig, unten klar mit tropischem Flair: Das ist der sogenannte „Cloud Coffee“, der aktuell auf TikTok viral geht. Neben dem ansprechenden Aussehen wird das kultige Getränk auch für seine gesundheitlichen Vorteile von der Community gelobt – vor allem durch die Kombination aus Kokoswasser und Espresso. Allerdings wird das leichte Trendgetränk schnell zu einem flüssigen Nachtisch.
Der klassische Cloud Coffee besteht aus drei Komponenten, die übereinander geschichtet werden. Die Basis bilden ein Glas mit Eiswürfeln mit 300 Millilitern ungesüßtem Kokoswasser. Die „Wolke“ entsteht durch einen einfachen Espresso-Shot, der mit einem Schuss Milch, Sahne oder einer Mischung aus beidem aufgeschäumt wird. Vorsichtig über das Eis gegossen, bleibt der Schaum obenauf – und der namensgebende Effekt entsteht.
Beliebt ist das Getränk nicht nur wegen des frischen und leicht süßlichen Geschmacks, sondern auch wegen seiner – im Vergleich zu anderen Kaffeegetränken – weniger bitteren Note.
Kokoswasser als gesundheitlicher Gamechanger?
Anders als beim letzten Kaffee-Trendgetränk – dem Dalgona-Kaffee, der für seinen Zuckergehalt und Dessertcharakter bekannt war – wird der Cloud Coffee in den sozialen Medien als besonders gesundheitsbewusst dargestellt. Maßgeblich dafür ist das enthaltene Kokoswasser, das reich an Elektrolyten und Antioxidantien ist. Hervorgehoben wird vor allem der hohe Kaliumgehalt: Zirka 250 Milliliter Kokoswasser enthalten rund 600 Milligramm Kalium – das ist mehr als in einer Banane (durchschnittlich 400 Milligramm). Kalium soll hier ausgleichend wirken und der harntreibenden Wirkung von Koffein entgegensteuern.
Ähnlich wie isotonische Sportgetränke sollen die Mineralstoffe den Flüssigkeitshaushalt regulieren. Durch den enthaltenen Espresso soll Cloud Coffee zudem die belebenden Effekte von Koffein bieten – aber in vergleichsweise geringerer Dosis (rund 60-75 Milligramm Koffein) als Filterkaffee (im Schnitt 120-180 Milligramm Koffein).
Was sagt die Wissenschaft?
Tatsächlich belegen mehrere Studien, dass Kokoswasser eine wirksame Alternative zu klassischen Sportgetränken oder sogar eine unterstützende Maßnahme bei erhöhtem Blutdruck sein kann. Im Jahr 2016 verglichen Forschende der Oxford University in der Studie „Comparison of coconut water and a carbohydrate–electrolyte sport drink on measures of hydration and physical performance in exercise-trained men“ die Wirkung von Kokoswasser mit der eines klassischen isotonischen Sportgetränks. 15 sportlich aktiven Männern wurden während eines einstündigen Radtrainings mit anschließendem Zeitfahren getestet. Das Ergebnis: Es gab keine signifikanten Unterschiede bei Leistung, Hydratation, Blutzucker oder Laktat. Lediglich ein verstärktes Völlegefühl bei Kokoswasser wurde zurückgemeldet.
Im Jahr 2023 führten Forschende der Federation University Australia in Kooperation mit weiteren Institutionen eine ähnliche Untersuchung durch. In der randomisierten Crossoverstudie „Coconut Water: A Sports Drink Alternative?“ testeten sie 19 Ausdauersportlerinnen und -sportler bei einem 90-minütigem Radbelastungstext mit anschließendem 20-Kilometer-Zeitfahren. Verglichen wurden hier Kokoswasser und ein isokalorisches Sportgetränk. Auch hier zeigten sich keine signifikanten Unterschiede bei Leistung, Herzfrequenz oder Schweißverlust. Der Blutzucker war unter Kokoswasser leicht niedriger, ohne leistungsspezifische Relevanz.
Auch die blutdrucksenkenden Eigenschaften wurden unter anderem im Jahr 2023 unter die Lupe genommen. In „The Effect of Giving Young Coconut Water on Lowering Blood Pressure in Elderly People with Hypertension“ untersuchten Forschende der Privathochschule für Gesundheitswissenschaften in Banjar Indonesien 15 ältere Menschen mit Hypertonie, die sieben Tage lang täglich junges Kokoswasser tranken. Der systolische Blutdruck sank im Schnitt von 172 auf 143 mmHg, der diastolische von 97 auf 87 mmHg.
Mit Vorsicht zu genießen
Während sich die genannten Studien auf reines Kokoswasser und klar definierte Flüssigkeitsmengen unter kontrollierten Bedingungen beziehen, sieht die Realität vieler TikTok-Rezepte ganz anders aus.
TikTok-Creater wie „beeshomecafe“ fügen dem Grundrezept Zusätze wie zuckerhaltige Vanillepaste, brauner Zucker, Marshmallow-Creme und Schlagsahne hinzu – und landen damit in den Trends. So wird in der Praxis aus einem leichten Erfrischungsgetränk schnell ein Kaffee-Dessert mit gesundem Anstrich, bei dem die optische Ästhetik im Vordergrund steht, nicht der physiologische Nutzen.