Ernährung

Koffein bei Schwangeren: Ja, nein, vielleicht? Deniz Cicek-Görkem, 28.04.2018 09:19 Uhr

Laut norwegischen Wissenschaftlern haben Schwangere Frauen, die viel Kaffee und andere koffeinhaltige Getränke zu sich nehmen, eher Kinder, die übergewichtig sind, als Mütter, die den Konsum von Koffein während der Schwangerschaft einschränken. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Schwangere Frauen, die viel Kaffee und andere koffeinhaltige Getränke zu sich nehmen, haben eher Kinder, die übergewichtig sind, als Mütter, die den Konsum von Koffein während der Schwangerschaft einschränken. Das schreiben norwegische Wissenschaftler im Fachjournal „British Medical Journal“ (BMJ).

Koffein ist das weltweit am meisten konsumierte Stimulans des zentralen Nervensystems. Das Alkaloid aus der Stoffgruppe der Xanthine kommt natürlicherweise in Kaffeebohnen oder Teeblättern vor oder wird künstlich Lebensmitteln und Getränken hinzugefügt. Koffein wird hepatisch durch das mikrosomale Cytochrom P450 metabolisiert. Während der Schwangerschaft allerdings ist die Verbleibzeit der Substanz im Organismus erhöht. Zudem passiert sie schnell alle biologischen Membranen, einschließlich der Bluthirn- und Plazentaschranke, was zur Exposition des Fötus führt.

Empfohlen wird eine maximale tägliche Aufnahmemenge von 200 mg Koffein bei Schwangeren, da es Hinweise auf nachteilige Auswirkungen auf Fehlgeburten und Einschränkungen des fötalen Wachstums gibt. Epidemiologische Studien haben widersprüchliche Schlussfolgerungen gezeigt. Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2015 legte nahe, dass ein hoher Koffeinkonsum der Mutter mit einem erhöhten Risiko für ein niedriges Geburtsgewicht (<2,5 kg) korrelliert.

Auf der anderen Seite existieren auch epidemiologische Studien, bei denen eine In-Utero-Exposition mit Koffein mit einem erhöhten Risiko von Übergewicht und erhöhtem Körperfett in der Kindheit in Verbindung gebracht wird. Einige tierexperimentelle Studien deuten auch darauf hin, dass die Exposition gegenüber Koffein im Mutterleib zu einer übermäßigen Gewichtszunahme beitragen könnte, indem der Appetit des Babys verändert wird oder Bereiche des Gehirns verändert werden, die eine Rolle bei der Regulierung von Wachstum und Stoffwechsel spielen.

Eine aktuelle norwegische Kohortenstudie mit schwangeren Frauen legt nun nahe, dass jeglicher Koffeinkonsum während der Schwangerschaft mit einem höheren Risiko für übermäßiges Säuglingswachstum und Übergewicht bei Kindern verbunden ist, hauptsächlich im Vorschulalter. Die Aufnahme von Koffein durch die Mutter kann den Ergebnissen zufolge die Gesamtgewichtsentwicklung des Kindes von der Geburt bis zu acht Jahren verändern.

Die Forscher analysierten Daten von 50.943 Müttern mit dem Fokus auf Koffeinkonsum in der Schwangerschaft und Gewichtszunahme ihrer Babys in der Kindheit. Frauen, die täglich 50 und 199 mg Koffein pro Tag einnahmen, hatten ein 15 Prozent erhöhtes Risiko (95 Prozent Konfidenzintervall), ein Baby mit übermäßiger Gewichtszunahme im Alter von einem Jahr zu haben. Bei höherem Konsum (≥200-299 mg/Tag) gab es ein um 30 Prozent erhöhtes Risiko und bei sehr hohem Konsum (≥300 mg/Tag) lag dieser Wert sogar bei 66 Prozent.

Kohortenstudien sind zwar nicht beweisend, können aber relevante Hinweise liefern. Keine Studien wird definitiv erklären können, welche Menge an Koffein in der Schwangerschaft sicher ist. Das liegt daran, dass Wissenschaftler aus ethischen Gründen keine Studien mit schwangeren Frauen durchführen dürfen, wenn es ein Potential gibt, sie oder ihre Babys zu schädigen.