Arzneimittelanamnese

Klinikapothekerinnen: Medikationsanalyse im Beratungsraum Deniz Cicek-Görkem, 13.06.2018 13:03 Uhr

Berlin - 

Patienten des Kreiskrankenhauses (KKH) Prignitz, die sich einer stationären Behandlung unterziehen müssen, werden nach der regulären Aufnahme von Apothekerinnen betreut. Annett Steinkopf, die kommissarische Leiterin Krankenhausapotheke, begrüßt das neue Modell der Arzneimittelanamnese im Beratungsraum der Klinik. Ihrer Ansicht nach können alle Beteiligten nur davon profitieren.

Studien zeigen und auch aus dem Versorgungsalltag ist bekannt, dass Apotheker in der Medikationsanalyse Arzneimittelrisiken minimieren und die Effektivität der Arzneimitteltherapie erhöhen. Sie fragen OTC-Arzneimittel ab, erkennen Wechselwirkungen, Doppelverordnungen und Kontraindikation und optimieren eventuell die Einnahmezeiten der Medikation.

Von diesem Service profitieren seit vergangenem April neu eingetroffene Patienten des KKH. Jeden Tag von 7 bis 13 Uhr analysiert eine der drei dort tätigen Apothekerinnen deren Medikation in einem separat dafür ausgestattetem Beratungsraum. „Die Gespräche dauern unterschiedlich lang, mal sind es fünf, mal 25 Minuten; je nachdem, wie viele Krankheiten die Person hat“, sagt Steinkopf.

Von ihren Kolleginnen weiß sie, dass die Rückmeldung der Patienten sehr positiv ist. Anfangs seien zwar einige noch „aufgeregt“, weil sie das vorher so in der Form nicht kannten. Aber im Großen und Ganzen sei das Konzept sehr gut aufgenommen worden. „Uns ist wichtig, dass der Patient aufgeklärt wird. Wir weisen sie zum Beispiel darauf hin, dass die Tabletten denselben Wirkstoff und die gleiche Stärke haben, aber anders aussehen können oder der Patient eine andere Anzahl an Tabletten im Krankenhaus erhält. Das kommt hin und wieder mal vor, da wir nicht alle Stärken vorrätig haben“, so die Pharmazeutin.

 

Die Apothekerinnen nehmen im Rahmen des Gesprächs die Medikation des Patienten in das Krankenhausinformationssystem (KIS) auf, aufgeführt werden Wirkstoff, Wirkstoffmenge, Darreichungsform und Herstellername. Später können alle Stationen des Hauses auf die Informationen zugreifen und damit Ärzte, Apotheker sowie Pflegekräfte. „Es ist jederzeit ersichtlich, wie, wann und warum die Medikation umgestellt wurde“, so Steinkopf. Die Apothekerinnen geben Hinweise zur Einnahme der Medikamente und fragen nach bekannten Allergien.

„Wir führen auch einen Wechselwirkungscheck durch“, erzählt die Apothekerin. „Schwerwiegende Interaktionen werden in Rot ins KIS eingetragen. So können Ärzte das sofort sehen.“ Die Vorteile der Software liegen auf der Hand: Es ist kein Papier notwendig und durch den direkten Eintrag in das Computersystem können letztlich Fehler vermieden werden. Insgesamt werden Compliance und Arzneimittelsicherheit verbessert.

Und auch darüber hinaus kann der Arzt bei der Entlassung des Patienten die Aufnahmemedikation wieder in den Entlassbrief übernehmen. „Für Ärzte ist es dadurch einfacher, weil die Hausmedikation im KIS nachzulesen ist. Wir erhoffen uns damit eine verbesserte Versorgung für Hausärzte und Patienten“, so Steinkopf. Nicht nur sie, sondern auch die Klinik ist von dem neuen Konzept der Medikationsanalyse überzeugt: „Sinnvoll ist die Einführung des Prozedere für beide Seiten.“