Postoperative Schmerztherapie

Kinder: Ibuprofen statt Morphin Deniz Cicek-Görkem, 16.10.2017 13:52 Uhr

Berlin - 

Kanadische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass das nicht-steroidale Antirheumatikum (NSAR) Ibuprofen als postoperatives Analgetikum bei Kindern besser geeignet ist als oral appliziertes Morphin. Das berichtet ein Forscherteam im Fachjournal „Canadian Medical Association Journal“ (CMAJ).

Die doppelblinde randomisierte klinische Studie wurde von der Arbeitsgruppe um Professor Dr. Naveen Poonai unter der Leitung des London Health Sciences Centre durchgeführt. Ziel war die Untersuchung der beiden Schmerzmittel Morphin (0,5 mg/kg, maximal 20 mg) sowie Ibuprofen (10 mg/kg, maximal 600 mg) alle sechs Stunden. Innerhalb von 48 Stunden nach der Entlassungen durften maximal acht Dosen eingenommen werden.

Das Probandenkollektiv bestand aus 154 Kindern im Alter von fünf bis 17 Jahren, die in der Zeit vom Juni 2013 bis September 2016 kleinere ambulante orthopädischen Operationen hinter sich hatten. Die Studienteilnehmer bekamen entweder Morphin und Placebo, Ibuprofen oder Placebo beziehungsweise Morphin und Ibuprofen. Der Einsatz von oralem Morphin zu Hause wurde bei Kindern nach derartigen Eingriffen bisher noch nicht erforscht oder mit der Wirksamkeit von Ibuprofen verglichen.

Wenn der Schmerz länger als 60 Minuten nach der Intervention bestand, bekamen die Kinder Paracetamol in einer Dosis von 15 mg/kg, jedoch maximal 975 mg. Kurz vor der Einnahme der analysierten Schmerzmittel und 30 Minuten danach sollten die Kinder ihren Schmerz mittels einer Skala in Zahlen ausdrücken. Dies wurde dokumentiert und an den Studienleiter übermittelt. Jeweils 24, 48, 72 und 96 Stunden nach der Entlassungen wurden die Kinder telefonisch befragt, ob Nebenwirkungen aufgetreten sind und ob ein Gesundheitsdienstleister in Anspruch genommen wurde.

Am Ende der Studie konnten die Wissenschaftler zeigen, dass in den ersten 24 Stunden nach dem Eingriff mehr als 80 Prozent der Kinder zu Hause eine Schmerztherapie benötigten. Die Scores der Schmerzskalen waren für beide Analgetika vergleichbar. Allerdings berichteten die Kinder, die das Opiat erhielten, über mehr Nebenwirkungen: Sie klagten über gastrointestinale sowie zentralnervöse Störungen.

„Morphin war in der Schmerzlinderung nicht überlegen, aber mit siginifikant mehr unerwünschten Arzneimittelwirkungen assoziiert“, schreiben die Forscher. Das mache Ibuprofen zu einer bessereren analgetischen Option. Weiterhin bemerken sie, dass keines der Analgetika die Schmerzen vollständig ausgeschaltet habe. Es seien weitere Untersuchungen zur effektiven postoperativen Schmerztherapie bei Kindern erforderlich.

„Dieses Ergebnis legt nahe, dass ein adäquates Schmerzmanagement auch nach kleineren ambulanten Operationen ein wichtiges Behandlungsziel sein sollte und dass effektivere pharmakologische und nicht-pharmakologische Strategien untersucht werden sollten“, schreibt Poonai, Professor der Notfallmedizin, Abteilung Pädiatrie der Western University, in Zusammenarbeit mit weiteren Co-Autoren.