ABDA-Studie

Jede fünfte Selbstmedikation birgt Gefahren APOTHEKE ADHOC, 23.09.2009 15:16 Uhr

Berlin - 

Nicht jeder Apothekenkunde weiß, was gut für ihn ist: Bei fast jedem fünften Selbstmedikationswunsch treten arzneimittelbezogene Probleme auf. Dies ergab eine groß angelegte Studie der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Mehr als 100 Apotheken hatten bundesweit Daten von gut 11.000 Kunden erhoben. Ergebnis: Ohne Nachfrage des Apothekers hätten rund 2200 Patienten das falsche Medikament gekauft.

Insgesamt 12.567 Selbstmedikationswünsche wurden von Apothekern im Herbst 2007 geprüft. In drei von vier Fällen hatten die Patienten ein konkretes Arzneimittel verlangt; nur einer von vier Patienten schilderte in der Apotheke seine Symptome.

Insgesamt wären bei 17,6 Prozent der Fälle laut Untersuchung ohne Intervention in der Apotheke Probleme aufgetreten - auch dann, wenn sich der Kunde bei der Auswahl sicher war: 80 Prozent gingen auf Produktwünsche zurück.

Der Studie zufolge kamen 30 Prozent der Fälle für die Selbstmedikation gar nicht in Frage. Jeder fünfte Patient verlangte ein ungeeignetes Präparat. Zu den häufigsten Problemen zählten außerdem zu lange Anwendungsdauer oder Missbrauch sowie falsche Dosierungen. In 70 Prozent der Fälle waren Medikamente zu den Indikationen Schmerz, Respirationstrakt, Magen-Darm-Trakt und Haut betroffen.

Vier von zehn Patienten schickten die Apotheker sofort zum Arzt. „Das ist eine zentrale Aussage der Studie: Patienten werden an einen Arzt verwiesen, wenn der Apotheker erkennt, dass eine Selbstmedikation nicht angezeigt ist“, sagte Professor Dr. Martin Schulz, Vorsitzender der Arzneimittelkommission Deutscher Apotheker. Rund einem Drittel der Kunden empfahlen die Apotheker ein anderes Arzneimittel.

Die arzneimittelbezogenen Probleme konnten laut Studie in mehr als 90 Prozent ganz oder teilweise gelöst werden.

Die ABDA warnt deshalb vor den Risiken der Selbstmedikation: „Sind die Medikamente bei meiner Diagnose geeignet? Ist eine Selbstmedikation überhaupt angezeigt, oder besteht die Gefahr, die Krankheit zu verschleppen? Diese Fragen werden in der Apotheke geklärt“, so Schulz.

Schulz machte sich für die Beratung in der Apotheke stark: „Arzneimittelbezogene Probleme können nur im persönlichen Gespräch erkannt, gelöst und verhindert werden, nicht mit einer Software, nicht per Computer und nicht über eine Online-Verbindung.“