Nahrungsmittelunverträglichkeit

Infektionen erhöhen Zöliakie-Risiko Deniz Cicek-Görkem, 21.06.2017 14:25 Uhr

Berlin - 

Bestimmte frühkindliche Erkrankungen werden hin und wieder mit einem höheren Risiko verbunden, bestimmte Krankheiten im Erwachsenenalter eher zu bekommen. Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums in München haben anhand von fast 300.000 Patientenakten herausgefunden, dass Infektionen im frühen Kindesalter das Risiko für eine spätere Zöliakie (Gluten-Unverträglichkeit) steigern. Veröffentlicht wurde die Studie im Fachjournal „American Journal of Epidemiology“.

Zur Analyse wurden anonymisierte Daten von 295.420 Kindern herangezogen, die zwischen 2005 und 2007 auf die Welt gekommen sind. Die Zahlen stammten von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns. Die Forscher haben bei ihrer Auswertung ärztlich dokumentierte Infektionen seit der Geburt bis zum Alter von durchschnittlich 8,5 Jahren berücksichtigt. 0,3 Prozent der Kinder entwickelten eine Gluten-Unverträglichkeit.

Die Wissenschaftler erkannten, dass Infektionen des Gastro-Intestinal-Trakts im ersten Lebensjahr das Auftreten einer Zöliakie fördern. Auch frühe Atemwegserkrankungen werden mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko in Verbindung gebracht.

„Unsere Daten erlauben jedoch nicht den Schluss, ob die beobachteten Assoziationen kausal sind und beispielsweise auf Änderungen im Mikrobiom oder spezifischen Immunantworten beruhen“, sagt Erstautor PD Dr. Andreas Beyerlein. „Allerdings sieht es so aus, dass das erhöhte Zöliakie-Risiko eher mit einer dauerhaften Entzündung des Magen-Darm-Trakts im frühen Kindesalter in Zusammenhang steht und nicht durch einen spezifischen viralen oder bakteriellen Erreger ausgelöst wird.“

Das Team um Professorin Dr. Anette-Gabriele Ziegler hatte vor einigen Jahren bereits herausgefunden, dass es eine Korrelation zwischen Infektionen im Kindesalter und der Entstehung von Typ-1-Diabetes gibt. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass Kinder, die in den ersten sechs Lebensmonaten an häufigen Atemwegsinfektionen litten, ein erhöhtes Erkrankungsrisiko hatten.

Menschen mit Zöliakie reagieren empfindlich auf das in vielen Getreidesorten enthaltene Klebeeiweiß Gluten. Dieses Proteingemisch entsteht, wenn sich die Eiweiße der Getreidesamen durch Feuchtigkeit verbinden. Dieses bildet das Teiggerüst bei Brot und Gebäck. Die meisten Getreidesorten, wie zum Beispiel Weizen, Dinkel und Roggen, bilden Gluten.

Patienten mit ärztlich diagnostizierter Zöliakie müssen Nahrungsmittel wie Brot, Nudeln und Bier durch glutenfreie Produkte ersetzen. Etwa ein Prozent der Bevölkerung leidet an dieser Autoimmunerkrankung. Bei den Betroffenen führt der Konsum glutenhaltiger Produkte zu Durchfällen, starken Bauchschmerzen und Blähungen. Abhilfe kann eine glutenfreie Ernährung schaffen. Diese führt oft zu großen Einschränkungen im Alltag.