Polleninduzierte Krankheitsbilder

Immuntherapie mit Baumpollen senkt Asthmarisiko 06.05.2025 14:11 Uhr

Berlin - 

In Deutschland würden sich mehr als 12,2 Millionen Menschen selbst als Allergiker:innen einordnen. Davon sind bereits viele Erwachsene gegen Pollen von Birke, Erle und Hasel sensibilisiert. Eine Immuntherapie mit Baumpollenextrakten, insbesondere in Form einer Mischung, zeigt in einer aktuellen Studie vielversprechende Ergebnisse: Sie kann das Risiko einer Asthmaentwicklung um bis zu 41 Prozent senken.

Über 16 Prozent der Erwachsenen in Deutschland sind gegen Pollen von Birke, Erle oder Hasel sensibilisiert. Bei allergischer Rhinokonjunktivitis durch Betulaceae-Pollen ist gemäß der Allergen-Immuntherapie (AIT)-Leitlinie eine Immuntherapie mit klinisch geprüften Baumpollenextrakten empfohlen. „In der Praxis werden oft Birkenpollenextrakte eingesetzt“, weiß Professor Boris Haxel, Direktor der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde des Schwarzwald-Baar Klinikums in Villingen-Schwenningen. „Allerdings gibt es zunehmend Hinweise, dass vor allem Patienten mit primärer Sensibilisierung gegen Erle und/oder Hasel von einer AIT mit einer Baumpollenmischung profitieren können.“

41 Prozent Risikoreduktion bei Asthma

In einer von Stallergenes finanzierten Studie wurde die langfristige Wirksamkeit einer sublingualen Immuntherapie (SLIT) mit flüssigen Extrakten aus Birke-Erle-Hasel (BAH) oder nur Birke (B) bei Patienten mit Pollenallergien der Birkenfamilie untersucht. Ziel war es, den nachhaltigen Nutzen dieser Therapien unter realen Versorgungsbedingungen zu bewerten.

Eingeschlossen wurden Erwachsene mit allergischer Rhinitis oder Asthma aufgrund von Birkenpollen. Die Patienten erhielten entweder BAH-SLIT, B-SLIT oder keine spezifische Immuntherapie. Insgesamt umfasste die Studie 473 Patienten in den beiden SLIT-Gruppen und 463 in der Kontrollgruppe.

Die Ergebnisse zeigten, dass beide SLIT-Formulierungen mit einem anhaltenden Rückgang der Diagnosen allergischer Rhinitis und Asthma sowie einer verringerten Medikationseinnahme verbunden waren. Besonders ausgeprägt war der Effekt bei Patienten, die die Therapie mindestens drei Jahre erhielten. Die Autoren fassten zusammen: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Behandlung mit entweder BAH- oder B-SLIT mit langfristigen klinischen Vorteilen verbunden ist, einschließlich einer verringerten Häufigkeit von Diagnosen allergischer Rhinitis und Asthma sowie einer reduzierten Verwendung entsprechender Medikamente.“

Eine ergänzende Analyse zeigte, dass eine Baumpollen-SLIT mit Birke, Erle und Hasel das Risiko einer Asthmaentwicklung um 41 Prozent reduzierte, während die Birkenpollen-SLIT nur einen nicht signifikanten Trend zur Risikoreduktion zeigte. Die Autoren empfehlen eine dreifache Baumpollen-SLIT für Patienten mit Polysensibilisierung und eine rein Birkenpollen-SLIT für Patienten mit spezifischer Birkenallergie.

Vorteile einer Baumpollenmischung bei AIT

In Gebieten mit hohem Birkenvorkommen sind viele Baumpollenallergiker auch gegen das Majorallergen der Birke (Bet v 1) sensibilisiert. Eine AIT gegen Birkenpollen kann daher oft auch die Reaktion auf Hasel- und Erlenallergene verringern, wodurch die Symptome während der Hasel- und Erlenpollensaison reduziert werden. „Allerdings gibt es Patienten – vor allem solche, die primär gegen Erle oder Hasel sensibilisiert beziehungsweise allergisch sind –, die von einer Frühblüher-Mischung besser profitieren“, erläuterte Haxel mit Verweis auf eine aktuelle Studie zur Bet v 1-unabhängigen Sensibilisierung.

Die IgE-Antikörper zeigen eine hohe Kreuzreaktivität mit homologen Allergenen, während die Kreuzreaktivität auf T-Zell-Ebene deutlich geringer ist. Diese Unterschiede führen zu verschiedenen Sensibilisierungsmustern. „Um diese Vielfalt noch besser abzudecken, könnte eine gezielte Dreierkombination von Pollenextrakten aus Birke, Erle und Hasel bei der AIT hilfreich sein.“ Ebenso zeigte sich, dass eine 5-Gräser-Tablette das IgE-Epitop-Repertoire der häufigsten Gräserpollen in Europa umfassender abdeckt als eine 1-Gras-Tablette.