Neueinführung

Imcivree: Ein Piks gegen Adipositas Cynthia Möthrath, 04.06.2022 09:02 Uhr

Kontrolle des Hungergefühls: Imcivree ist für Erwachsene und Kinder ab sechs Jahren zugelassen, die unter bestimmten genetischen Voraussetzungen an starkem Übergewicht leiden. Foto: winnond/ Shutterstock.com
Berlin - 

Zum 1. Juni erhält der europäische Markt mit Imcivree (Setmelanotid, Rhythm Pharmaceuticals) ein neues Medikament zur Behandlung von Adipositas und zur Kontrolle des Hungergefühls im Zusammenhang mit genetisch bestätigtem Proopiomelanocortin (POMC)-Mangel.

Imcivree ist zugelassen für Erwachsene und Kinder ab sechs Jahren, die unter einer seltenen genetischen Mutation einen Mangel des Hypophysenhormons Pro-Opiomelanocortin (POMC) entwickeln und dadurch an starkem Übergewicht leiden.

Aus POCM werden die Hormone Melanotropin und Corticotropin gebildet: Der Pigmentstoff Melanin wird aus Melanotropin gebildet und wirkt als Agonist am Melanocortin-4-(MC4)-Rezeptor appetitzügelnd. Corticotropin stimuliert die Produktion von Glucocorticoiden. Setmelanotid ist ein Peptidanalogon des natürlich vorkommenden α-Melanozyten-stimulierenden Hormons. Es wirkt als selektiver MC4-Rezeptor-Agonist und stellt die Aktivität des MC4-Rezeptor-Signalwegs wieder her.

Adipositas im Fokus der Forschung

Die Wissenschaft im Bereich Adipositas ist in den vergangenen Jahren gewachsen. Auch für andere seltene genetische Störungen in Zusammenhang mit Adipositas wird weiter geforscht: Dazu zählen unter anderem das Alström-Syndrom, POMC- und heterozygote Defizienz des MC4R-Signalwegs, sowie epigenetische POMC-Erkrankungen und das Bardet-Biedl-Syndrom.

Abseits von der Genetik ist Adipositas durch die Pandemie zu einem wachsenden Problem geworden. Die Folgen können gravierend sein. Expert:innen sprechen bereits von einer „Adipositas-Epidemie“, welche in den kommenden Jahren für große Probleme sorgen könnte. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat kürzlich vor den Folgen des Adipositas-Anstieges gewarnt und auf „nachteilige Veränderungen bei Ernährungs- und Bewegungsmustern“ durch die Corona-Pandemie hingewiesen.